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  4. Sachbücher des Monats: WELT-Bestenliste für Januar 2023

Literatur WELT-Bestenliste

Das sind die besten Sachbücher im Januar

Quelle: chbeck.de; hoffmann-und-campe.d; suhrkamp.de; klett-cotta.de; Penguin Random House; rowohlt.de; Montage: Infografik WELT/C. Görk
Hier kommen Großkaliber für lange Winterabende: Es gibt neue, aufregende Biografien zu Goethe und Thomas Mann. Und Geschichtsbücher zu Indonesien und zur Ukraine. Außerdem auf der Bestenliste: eine deutsche Revolution, die immer noch unterschätzt wird.

An dieser Stelle erscheint monatlich die Empfehlungsliste mit der größten Verbreitung im deutschsprachigen Raum. Medienpartner sind „Literarische Welt“, RBB Kultur, „NZZ“ und Radio Österreich 1. Experten küren zehn Sachbücher des Monats aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Im Januar lohnen sich:

1. Dieter Borchmeyer:

Thomas Mann. Werk und Zeit. Insel Verlag, 1562 Seiten, 58 Euro

Nein, es herrscht kein Mangel an guten Büchern über Thomas Mann. Aber wenn ein renommierter Literaturwissenschaftler wie Dieter Borchmeyer eine neue Monografie vorlegt, ist das ein Ereignis.

2. Jörg Bong:

Die Flamme der Freiheit. Die deutsche Revolution 1848/1849. Kiepenheuer & Witsch, 554 Seiten, 29 Euro

Im Jahr 2023 jährt sich der erste Versuch der Deutschen, demokratisch zu werden, zum 175. Mal. Jörg Bong widmet der Märzrevolution ein erzählendes Panorama, das Teil einer Sachbuch-Trilogie sein wird.

3. David van Reybrouck:

Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt. Übersetzt von Andreas Ecke. Suhrkamp, 752 Seiten, 34 Euro

Mit seinem Buch über den Kongo wurde der belgische Autor berühmt. Nun betrachtet er das frühere niederländische Ostindien, das 1945 in den heutigen Staat Indonesien mündete, als Fallgeschichte für Dekolonialisierung.

4. Frans de Waal:

Der Unterschied. Was wir von Primaten über Gender lernen können. Übersetzt von Claudia Arlinghaus. Klett-Cotta, 476 Seiten, 28 Euro

Mit diesem Buch schaltet sich die Primatenforschung in die Genderdebatte ein: Für Frans de Waal gibt es nur zwei Geschlechter, und das biologische Geschlecht bestimmt auch das soziale – mit Ausnahmen von der Regel.

5. Jeremy Adler:

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Goethe. Die Erfindung der Moderne. Eine Biografie. Übersetzt von Michael Bischoff. C. H. Beck, 655 Seiten, 34 Euro

Ein Brite, der eine Goethe-Biografie schreibt, ist immer für eine pointierte Perspektive gut. Adler stellt Goethes macht- und kulturpolitischen Beitrag zur Moderne heraus.

6. Helmut Lethen:

Der Sommer des Großinquisitors. Über die Faszination des Bösen. Rowohlt Berlin, 240 Seiten, 24 Euro

Der Essayist Helmut Lethen („Verhaltenslehren der Kälte“) hat 2020 eine eindrückliche Autobiografie vorgelegt. Mit dem Großinquisitor betrachtet er im aktuellen Buch eine Dostojewski-Figur, die in der politischen Theorie des 20. Jahrhunderts Schule gemacht hat.

7. Tim Blanning:

Glanz und Größe. Der Aufbruch Europas 1648-1815. Übersetzt von Richard Barth und Jörn Pinnow. DVA, 927 Seiten, 49 Euro

Tim Blannings Geschichte Europas erstreckt sich vom Ende des Dreißigjährigen Kriegs bis zum Wiener Kongress und erzählt von einem Zeitalter mit tief greifenden Änderungen – wirtschaftshistorisch, machtpolitisch, kulturell und militärisch.

8. Serhii Plokhy:

Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine. Übersetzt von Thomas Wollermann, Bernhard Jendricke, Stephan Pauli, Stephan Kleiner, Anselm Bühling. Hoffmann und Campe, 560 Seiten, 30 Euro

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Lange wusste man im Westen (fast) nichts über die Ukraine. Mit diesem Standardwerk gibt es viel nachzuholen, packend erzählt vom Harvard-Historiker, der auch eher unbekannten ukrainischen Städten mit klingenden Namen wie Saporischschja („Stadt bei den Stromschnellen“) eine historische Identität gibt.

9. Jerry Z. Muller:

Professor der Apokalypse. Die vielen Leben des Jacob Taubes. Übersetzt von Ursula Kömen. Suhrkamp/Jüdischer Verlag, 927 Seiten, 58 Euro

Um den Judaisten Jacob Taubes scharten sich zu Lebzeiten auf beiden Seiten des Atlantiks Intellektuelle. Er machte rechte Antisemiten für die Linken koscher und predigte doch die Revolution. Diese aktuelle Biografie deutet jetzt eine sachlich-medizinische Erklärung für die Widersprüche des Gelehrten an.

10. W.E.B. Du Bois:

Along the color line. Eine Reise durch Deutschland 1936. Hg. von Oliver Lubrich. Übersetzt von Johanna von Koppenfels. C. H. Beck, 168 Seiten, 20 Euro

1936 reist der Afroamerikaner William E. B. Du Bois fünf Monate als Reporter durch das nationalsozialistische Deutschland. Seine Berichte heute zu lesen, ist äußerst aufschlussreich: Rassismus wie in den USA erlebte er nicht. Antisemitismus sah er, thematisierte ihn aber nicht sofort.

Die Extra-Empfehlung

Sie kommt jeden Monat von einem Gast, diesmal von Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer (Sinologe, Direktor des China Centrum Tübingen). Er empfiehlt

Rongfeng Wang: Steinway. Roman. Übersetzt von Lao Men, Verlag Matthes & Seitz Berlin, 490 Seiten, 28 Euro.

„Dieses Buch ist ein Bericht und kein Roman. Es handelt sich um einen im Jahre 2009 abgeschlossenen authentischen Bericht der Soziologin Rongfen Wang (Jahrgang 1945) über ihre Beobachtungen und beschreibt im Spiegel des Lebens einer Klavierlehrerin und eines Steinway Flügels das Leben (und Leiden) einer Drei-Generationen-Familie und die politische Entwicklung in Peking zwischen der Kulturrevolution und dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens. Der 1976 geborene Ich-Erzähler und seine zwei Jahre ältere Schwester, eine begabte Klavierschülerin, stehen im Mittelpunkt. Nachdem er als einziger eine Beschießung durch die Polizei auf dem Weg zum Flughafen in den Wirren des Juni 1989 überlebt hat, bleibt ihm im Exil nur noch eine Tonbandaufnahme seiner Schwester mit Chopins op. 48, Nr. 1.“ (H. Schmidt-Glintzer)

Die Jury der Sachbücher des Monats

Tobias Becker, „Spiegel“; Manon Bischoff, „Spektrum der Wissenschaft“; Natascha Freundel, RBB-Kultur; Eike Gebhardt, Berlin; Daniel Haufler, Berlin; Knud von Harbou, Publizist, Feldafing; Prof. Jochen Hörisch, Uni Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Otto Kallscheuer, Sassari, Italien; Petra Kammann, „FeuilletonFrankfurt“; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Wilhelm Krull, The New Institute, Hamburg; Marianna Lieder, freie Kritikerin, Berlin; Prof. Herfried Münkler, Humboldt-Universität; Gerlinde Pölsler, „Falter“; Marc Reichwein, WELT; Thomas Ribi, „Neue Zürcher Zeitung“; Prof. Sandra Richter, Deutsches Literaturarchiv Marbach; Wolfgang Ritschl, ORF; Florian Rötzer, „Krass & Konkret“; Norbert Seitz, Berlin; Anne-Catherine Simon, „Die Presse“, Wien; Prof. Philipp Theisohn, Uni Zürich; Andreas Wang, Berlin; Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Schweiz.

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