Viele Menschen in Deutschland wollen eine Therapie machen und bekommen keinen Platz. Seit der Pandemie ist die Anfrage sogar um rund 40 Prozent gestiegen, so die Psychologin Ulrike Lüken. Die Unterversorgung ist erschreckend. Gleichzeitig zeigt die hohe Anfrage, dass auf psychischen Erkrankungen nicht mehr das gleiche Stigma lastet, wie noch vor einigen Jahren. In sozialen Medien wie TikTok und Instagram scheint es sogar im Trend zu sein, psychische Probleme öffentlich zu machen. Videos mit Schlagworten wie „Depression“, „Trauma“ und „ADHS“ werden tausendfach geliked.
Einerseits sei das gut, sagen Psychologen, denn die Menschen würden die Scheu vor diesen Themen verlieren und sich eher Hilfe suchen. Andererseits besteht die Gefahr, dass Menschen sich selbst und ihr Umfeld pathologisieren, also normale Gefühle als krankhaft werten. Den Meisten wäre die Bedeutung von „Narzisst“ oder „toxisch“ gar nicht klar. Wir haben mit sechs Experten gesprochen.