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Kultur Wie werde ich ein Superstar?

Warum Nina Chuba nicht aufzuhalten ist

Eine Mischung aus Peter Fox und Rosalía: Nina Chuba Eine Mischung aus Peter Fox und Rosalía: Nina Chuba
Eine Mischung aus Peter Fox und Rosalía: Nina Chuba
Quelle: Jakob Marwein/Sony Music
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Mit „Wildberry Lillet“ hat sich die Sängerin Nina Chuba jetzt endgültig als größtes deutsches Talent bewiesen. Superstars wie Juju und Felix Kummer wollen nur sie. Über die Hemmungslosigkeit des neuen Popwunders, ihren steilen Aufstieg – und wie sie TikTok ungerührt für sich arbeiten lässt.

Im November 2021 stand die Sängerin Nina Chuba in blauem Adidas-Trainingsanzug vor dem Moderator Tommi Schmitt. Für ihn war sie der dritte Musikgast in seiner gerade neuen Sendung auf „ZDFneo“. Für sie war es der erste Auftritt in einer Fernsehshow. Schmitt formulierte vorsichtig, dass ihre Karriere gerade in den Startlöchern stünde. Der Name Nina Chuba war zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr bekannt. Er fragte, ob sie den Ruhm fürchte, schließlich müsste man dafür einen Teil Privatheit abgeben. Angst hätte sie schon, sie wolle immer noch entspannt bei „Rewe“ einkaufen können, aber in erster Linie hätte sie „Bock“.

Jetzt, ein Jahr später, ist sie überall. Im Interview mit Apple Music, bei der YouTube-Show „World Wide Wohnzimmer“, in Musikkolumnen, im Feature mit der Rapperin Juju. Doch singt Nina Chuba nicht etwa das Feature in einem von Jujus Songs – gerade eine der erfolgreichsten Rapperinnen Deutschlands. Sondern umgekehrt: Juju rappt Strophen in einer neuen Version von „Wildberry Lillet“. Der Song, der im Sommer den „Skandal“-Hit „Layla“ von Platz 1 der deutschen Charts gedrängt hat und sich dort vier Wochen hielt. Und auch jetzt, zehn Wochen nach der Veröffentlichung, ist er immer noch auf Platz 2. Dicht gefolgt von Chubas neuestem Lied mit dem Rapper Chapo 102 „Ich hass dich“.

Nina Chuba ist kein One-Hit-Wonder und auch kein Sommer-Fling. Inzwischen gilt sie als eine der aussichtsreichsten Newcomer-Sängerinnen in Deutschland. Und vieles spricht für einen großen Durchbruch.

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Nina Chuba hat Bühnen-Präsenz. Eine natürliche Ausstrahlung, die durch berufliche Erfahrung gefestigt wurde. Das klingt albern, denn sie ist gerade mal 24 Jahre alt. Aber von denen steht sie bereits mehr als die Hälfte ihres Lebens vor der Kamera. Als Nina Kaiser in Wedel in der Nähe von Hamburg geboren, fängt sie mit sieben an zu schauspielern. Sie spielt die Rolle der „Marie“ in der „NDR“-Kinderserie „Die Pfefferkörner“ und spielt auch im „Traumschiff“ mit. In der Schule singt sie später mit Freunden in der Band BLIZZ. Sie spielt Klavier und fängt bald an, eigene Songs zu schreiben. Zunächst noch auf Englisch.

Die Lust aufs Rampenlicht

2018 verlässt sie die Band und beschließt allein nach Berlin zu ziehen und ihre Solo-Karriere zu starten. Ihre erste Single „Something New“ erscheint und 2020 dann das erste Album. Der Erfolg bleibt aus, auch das zweite englischsprachige Album „Average“ kann sich nicht durchsetzen. Erst vergangenes Jahr, als Chuba anfängt, auf Deutsch zu singen, werden Produzenten auf sie aufmerksam. Im Oktober veröffentlicht sie das Lied „Neben mir“ über eine unglückliche Liebe, mit dem sie einen Monat später bei „Studio Schmitt“ auf der Bühne steht. Dabei wollte sie vorher nicht auf Deutsch singen, wie sie im Interview mit „Diffus“ erzählt: „Weil auf Deutsch alles schneller cheesy klingt. Auf Englisch kann man auch whacke Lyrics haben und ’ne nice Melodie und dann passt das schon.“ Inzwischen möge sie es aber.

Chuba singt über die üblichen Themen wie Liebe, aber auch über mentale Gesundheit und Depression. Sie spiegelt, was gerade die junge Generation beschäftigt. Auf TikTok folgen der Sängerin mehr als 500.000 Menschen. Auf Instagram sind es fast 200.000. Dabei ist Instagram zweitrangig, denn wie die Künstlerin selbst sagt und wohl jeder in der Musikbranche bestätigen würde: Wer heute einen Song erfolgreich machen will, muss ihn zuerst auf TikTok bewerben. Liegt er dort im Trend, wird also in zahlreichen Videos verwendet, nachgesungen und getanzt, hat der Künstler beste Karriere-Aussichten.

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Wie ausschlaggebend die App ist, zeigte sich diesen Sommer bei Lena Meyer-Landrut. Die ist plötzlich in Japan zum Star geworden, weil dort ein drei Jahre altes Lied von ihr unter zahlreiche Schmink- und Tanzvideos gelegt wurde. Diesen September war Landrut dann schon auf Pressereise in Japan. Wegen eines Songs („Life was a beach“), der in Deutschland nie als Single erschienen ist. „Wildberry Lillet“ von Nina Chuba wurde auf TikTok für mehr als 120.000 Videos verwendet. Auf Spotify wurde er mehr als 48. Millionen Mal gestreamt. Der Erfolg hat die Sängerin so überwältigt, dass sie vom vielen Scrollen durch die Videos ihren Daumen nicht mehr bewegen konnte.

„Richtig doll“ auf TikTok unterwegs

Das erzählte sie zumindest in einem ihrer TikTok-Videos. Davon macht sie viele. Dafür tanzt sie in ihrem WG-Zimmer in Berlin vor der Kamera, zeigt ihre Outfits, oder erzählt von Problemen mit dem Vermieter. Das macht sie so sympathisch, dass ihre Gefolgschaft täglich wächst. Chuba unterhält ihre Fans. Sie ist lustig und wohl die erste niedliche Rapperin ihrer Art. Wenn sie sich freut, dann freut sie sich „richtig doll“. Sie macht nerdige Wortwitze – spricht etwa das englische Wort Event französisch aus – und kumpelt vor der Kamera mit ihren Bandkollegen.

Chuba baut auch Patzer in ihre Songs ein. So zum Beispiel in ihrem Lied „Average“, wenn sie auf einmal nicht mehr singend, sondern lachend sagt „I can’t do this, I’m too insecure“ oder in „Beluga“ plötzlich im Gesang abbricht und anfängt zu lachen. Auch in ihrem neuesten Musikvideo, sind die Sequenzen, in denen sie aus der Rolle fällt und lachen muss, eingebaut. Das wirkt zugänglich und sympathisch. Wie es das wahrscheinlich auch soll, und wie sie das wahrscheinlich trotzdem auch ist. Ein Konzept, das schon für die stolpernde Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence gut funktioniert hat. Und wie es in den Sozialen Netzwerken funktioniert.

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Chubas Schminke, Frisuren und auch ihre Gestik erinnern an die spanische Sängerin Rosalía. Etwa die Haare mit viel Gel in einem oder zwei Dutts nach hinten gebunden und zwei einzelne dünne Strähnen, die das Gesicht einrahmen.

Dazu Strasssteine um die Augen und immer wieder bauchfrei. Die frühen 2000er sind zurück. Auch in ihrer Gestik, den beim Reden sich ständig vor und zurück bewegenden Händen, erinnert Chuba in Interviews an Rosalía. Die sei auch ihr Vorbild, wie sie erzählt, zusammen mit Peter Fox, Seeed, Doja Cat und Billie Eilish. Dieses genreübergreifende Interesse an Rap, Reggae, Dancehall, Pop und Hip-Hop spiegelt sich in ihrer eigenen Musik. Mal klingt sie in trist-rhythmischen-Sprechgesang nach Trettmann, mal mit Reggae-Beats nach Seeed. In „Wildberry Lillet“ singt sie dann wieder in guter Rapper-Manier „Private Jet in der Garage, ich will haben, haben, haben/ Ich will ‚Nina‘ auf Plakaten.“

Bald soll ein neues Album erscheinen, bei dem Chuba noch mehr Reggae einfließen lassen will. Wird sie mit dieser Mischung noch erfolgreicher, wäre das ein Novum. Bisher waren es eher männliche Bands, die mit Reggae-Dancehall-HipHop-Mischungen bekannt wurden, wie Culcha Candela, Seeed oder eben Peter Fox. Doch Chuba hat sich ein gutes Fundament gebaut. Ihre erste Tour diesen Sommer war bereits komplett ausverkauft. Auf Plakaten steht sie also schon. In einem Jahr werden sie noch größer sein. Und die Supermarktkasse bald stressiger.

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