Neulich saßen ein paar Literaturwissenschaftler nach einem Vortrag zusammen und unterhielten sich noch bei einem Glas Wein. Das Gespräch kam auf Stil. Wer, war die Frage, sind die großen Stilisten der deutschen Literatur? Eine Romanistin wand sich, bevor sie schließlich Ernst Jünger nannte und gleich hinzufügte, sie meine nicht „In Stahlgewittern“, sondern vor allem die Tagebücher. Das betretene Schweigen der anderen zeigte, dass sie nicht ohne Grund gezögert hatte.
Ernst Jüngers Tagebücher aus dem Zweiten Weltkrieg sind eine jetzt wieder besonders lesenswerte Kritik an der Moderne. Der Dichter inszenierte die Unmittelbarkeit seiner „Strahlungen“ mit viel Retusche. Politisch nicht korrekt blieb seine Prosa immer.