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Deutschland „Hart aber fair“

„Wer soll denn die Ukraine wieder aufbauen, wenn wir uns ökonomisch ins Schwert stürzen?“

Freier Autor
„Der Wiederaufbau wird eine Generationen-Aufgabe“

Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist noch lange nicht absehbar, doch schon jetzt wird über den Neuanfang geredet. Klar ist dabei auch: Einige Teile der Infrastruktur muss man wieder aufbauen, auch wenn sie vielleicht wieder durch Bomben zerstört werden.

Quelle: WELT | Sebastian Plantholt

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Haben Ostdeutsche mehr Nachsicht mit Russland und Putin als Westdeutsche? Darüber diskutierten die Gäste bei „Hart aber fair“. Einer nannte das „Feindbild USA“ als Grund. Als Versöhner fungierte Ex-Boxer Henry Maske.

Warum sehen Ost- und Westdeutsche die russische Invasion der Ukraine so unterschiedlich? Im Anschluss an Jessy Wellmers persönliche Reportage „Russland, Putin und wir Ostdeutsche“ diskutierte die ARD-Moderatorin bei „Hart aber fair“ die Nachsicht vieler Ostdeutscher mit Russland. Als weitere Gäste begrüßte Frank Plasberg den Publizisten Ralf Fücks (Grüne), die Sachbuchautoren Antje Hermenau („Ansichten aus der Mitte Europas: Wie Sachsen die Welt sehen“) und Stefan Creuzberger („Das deutsch-russische Jahrhundert“) sowie den ehemaligen Boxer Henry Maske.

Wellmer betonte gleich zu Beginn ihre „Vermittlungsrolle“, die sich alleine durch ihre Position am Studiotisch zwischen je zwei ost- und westdeutsche Mitdiskutanten fortsetze. Nach ihrem Film fühle sie sich „hoffnungsvoll“, da sie den „Gesprächskanal“ öffnen könne, der sich zu schließen drohte. Ihre Sicht auf den Krieg als „Verbrechen“ sei „glasklar“. Sie wolle zwar verstehen, warum bestimmte Ostdeutsche „so ticken wie sie ticken“. Ihre Empathie ende jedoch, wenn Menschen „die Demokratie und die Diktatur auf Augenhöhe verhandeln“ oder behaupten, die USA steuern Deutschland.

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Das „Feindbild USA“ vieler Ostdeutsche führte Ralf Fücks auf kindliche Prägungen der älteren Generation zurück. Als früheres Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland habe er selbst erfahren, „dass man sich häuten muss“. Durch seine Wahl in die Bremer Bürgerschaft habe er die parlamentarische Demokratie schätzen gelernt. Es irritiere ihn heute, dass einige Menschen „Russland als Friedensmacht oder als Macht des Fortschritts“ wahrnehmen. „Da muss man schon beide Augen verschließen vor der Realität.“

Bis zu einem gewissen Grad nahm Antje Hermenau diese Rolle ein. Zwar halte sie den Krieg „für völlig falsch“, doch die Sanktionen möchte sie „durchdenken“. „Wer soll denn die Ukraine hinterher wieder aufbauen, wenn wir uns ökonomisch selbstgefällig ins Schwert stürzen?“, erklärte sie und irritierte ihre Sitznachbarn mit der Frage: „Wo kommt denn dieser abgrundtiefe Hass unseres Führungs- und Spitzenpersonals her, wenn sie zumindest im Frühjahr über Russland und Putin sprechen?“ So hätten doch auch andere „Hasstiraden“ verdient, etwa die Verantwortlichen des Jemen-Kriegs.

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Stefan Creuzberger und Jessy Wellmer erhoben die verbreitete russlandfreundliche Einstellung in Ostdeutschland zum „Generationsproblem“. Wenn der selbsterklärte „Halbschwabe“ mit seinen Studentinnen und Studenten in Rostock spreche, nehme er kein Problem wahr. Seine Generation werde hingegen von der gegenseitigen „Geschichtsprägung“ in West und Ost wieder eingeholt. Wellmer schränkte ein, dass sie jüngere Menschen kenne, „die den Schmerz, die Wunden der Eltern“ übernehmen und auch in der Opferrolle bleiben.

„Ich bin einer der Gewinner dieser Einheit“, betonte Henry Maske, bekräftigte zugleich aber die ökonomische Ungleichheit zwischen West und Ost, was keine Kleinigkeit sei. Mit einem Einspieler unterstützte Frank Plasberg seinen Gast. Demnach verdienen Menschen in Ostdeutschland 22 % weniger als im Westen und besitzen 52 % weniger Vermögen. Der Historiker Creuzberger unterstrich die „strukturschwachen Gebiete“, die sich selbst überlassen worden seien. Hermenau ging die Darstellung des Ostens zu weit: „Hören Sie mal auf mit diesem Opfergerede. Das ist wirklich nervtötend.“

Die ehemalige Abgeordnete des Sächsischen Landtags war auf einer Demonstration unter dem Motto „Energie statt Ideologie“ in Grimma aufgetreten. Dort hatte sie unter anderem über die Wiedereinführung eines Schießbefehls geraunt, was sie im Studio relativierte. Fücks konterte Hermenau mit einer leidenschaftlichen Gegenrede: „Es ist eine Verantwortung von Leuten wie dir, nicht diese Ressentiments gegen die parlamentarische Demokratie zu füttern und auch mal gegenzuhalten“. Auch Wellmer bemängelte, dass die Autorin „in die Skepsis, die Verunsicherung“ der Sachsen reinarbeite.

Die Versöhnung von Ost und West vollzog Frank Plasberg abschließend in der etwas angestaubten Tradition der Schlussrundenfrage. Mit wem aus der Runde könnten sich die Gesprächsteilnehmer einen einmonatigen Rollentausch vorstellen? Creuzberger reize es, in die Haut von Henry Maske zu schlüpfen, was den Moderator dazu veranlasste, den bemerkenswert geringen Körperfettanteil des früheren Boxers zu rühmen. „Insofern möchte jeder mit Henry Maske tauschen“, entgegnete Wellmer. So fand die uneinige Gruppe doch noch ein uneingeschränkt lobenswertes Ost-Vorbild.

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Quelle: WELT

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