Das Spiel beginnt wieder – von vorne. Der Rat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlin hat zugestimmt, dass „der Bund einen Mietvertrag mit der CA Immo Deutschland über den Hamburger Bahnhof abschließt, der eine Laufzeit von 25 Jahren mit Verlängerungsoption haben soll“. Die Follower eines der großen Skandale in der skandalreichen Stadt Berlin lässt das aufhorchen: Wieder nur ein Mietvertrag?
2019 berichtete diese Zeitung erstmals darüber, dass der Hamburger Bahnhof, die Nationalgalerie für Gegenwartskunst in Berlin, gar nicht dem Bund gehört, sondern der Wiener Investmentfirma CA Immo, die damals 50 Prozent der Ausstellungsfläche, die Rieckhallen, abreißen wollte. Der Mietvertrag war ausgelaufen, und niemand hatte es bemerkt. Eine selbst verschuldete Katastrophe. Im Zuge dessen wurde bekannt, dass das Hauptgebäude ein Sanierungsfall ist, aber auch im Besitz der Spekulanten.
2007 hatte Berlin die bundeseigene Immobilienfirma Vivico privatisiert, die damalige Besitzerin des Geländes – den Zuschlag bekam die CA Immo. All das geschah in Monaten, als der Großsammler Friedrich Christian Flick seine bedeutende Sammlung dem Museum zur Verfügung stellte und rund acht Millionen Euro in die Hallen investierte. Als die Abrisspläne bekannt wurden, zog er die Werke ab. Das Museum stand auf der Kippe.
Seitdem ist nicht viel passiert: Angeblich wurden die Rieckhallen von Ex-OB Michael Müller und Kultursenator Klaus Lederer gerettet – aber das Grundstückstauschgeschäft ist nicht vollzogen. Die CA Immo fordert für das Hauptgebäude gleich noch mal zwei Filetgrundstücke, aber die Ex-Kulturstaatsministerin Monika Grütters weigerte sich. Und die Sache wurde zurück auf Los geschickt.
Wie schon damals verkauft man nun einen Mietvertrag als Rettung – und tut so, als wären 25 Jahre ein Jahrhundert. „Der Hamburger Bahnhof hat wieder eine klare Zukunftsperspektive“, feiert sich der Immer-noch-Präsident der SPK, Hermann Parzinger. Der Steuerzahler wird die Sanierung des alten Bahnhofs übernehmen, von nun an auch noch Miete an CA Immo überweisen – und die Wiener dürfen schon mal darüber nachdenken, was sie Berlin als Nächstes aus den Rippen pressen.