Frauen in bayerischen Trachtenkleidern, manche trotz Hochsommer mit Pelzmütze, stehen am Münchner Airport Spalier. Sie empfangen Politiker des G-7-Gipfels. Getrennt von ihnen warten Männer in Lederhosen am roten Teppich auf die Gäste. Auch ein Video von zwei Jungen, die in Lederhosen ihren bayerischen Tanz vollführten, geisterte durch die sozialen Medien. Sogar Jake Tapper, der CNN-Fernsehjournalist, twitterte dieses Video in die Welt hinaus.
In den letzten Jahren wurde in der Identitätspolitik viel von indigenen Völkern, ihrer Kultur und Anschauung gesprochen. Das gibt es jetzt auch in Deutschland: In diesem Fall landeten die mächtigsten Männer der Welt bei einem indigenen Volk in den Bergen. Den Bayern. Und dieses Volk empfing diese Männer in der ihr gewohnten Manier. In Trachten und Volkstanz. Für Neulinge: Das ist dieser komische Schuhplattler-Tanz. Aber was will Deutschland in der Welt zeigen?
Bilder von diesem Empfang flogen durch die sozialen Medien. Auf Twitter und anderen sozialen Plattformen brach eine Diskussion über die Darstellung der „deutschen Kultur“ aus. Es stellt sich die Frage: Was ist überhaupt heutzutage noch „Deutsch“? Was ist die „Deutsche Identität“? Die Antwort, sie ist im Ausland so einfach, so logisch: Der „Deutsche“ ist Bayer. Dessen bedient sich Söder.
„Deutschland, das ist Bayern“
Er reproduziert das Bild, das sogar die Simpsons über Deutschland prägen. Nämlich: Bier, Oktoberfest, Volkswagen, Jodeln und Trachten. Fast schon imperial bavarisiert Söder das Bild Deutschlands in der Welt. „Deutschland, das ist Bayern“, mehr nicht. Söder und die Bayern, sie fühlten sich bestätigt. Denn dieser postete auf Twitter weitere Trachtenbilder. In Deutschland geht es nur um Bayern.
Aber Deutschland ist etwas mehr als diese Trachten und Lederhosen. Bier und Oktoberfest. Deutschland ist multikulturell. Es sind die jeweiligen Bundesländer mit ihren kleinen und großen Eigenheiten. Es ist die diverse Esskultur abseits von Brezeln und Weißwurst: Handkäs und Äppler oder israelischer Shakshuka. Bayern ist nicht Deutschland.
Doch das Deutschlandbild, es bleibt bavarisiert. In aller Welt. Aber die Alternativen, sie gibt es zum Beispiel in Berlin: Die Rave-Szene könnte nämlich auch Spalier am BER stehen.