Der Philosoph Peter Sloterdijk hat sich im Zusammenhang mit dem Antisemitismus-Skandal um ein indonesisches Künstler-Kollektiv auf der Kasseler Documenta kritisch zur aktuellen Kunstszene geäußert. „Wir beobachten die Mobilisierung einer postkolonialen Intellektualkultur“, sagte Sloterdijk der „Berliner Zeitung“. „Intellektuelle von der Peripherie“ machten sich bereit, „im Zentrum Macht zu übernehmen“. Dies entspreche auch der Konzeption der aktuellen Documenta.
Man habe mit der Künstlergruppe aus Indonesien „ganz bewusst ein peripheres Künstler-Kollektiv zum kollektiven Kurator der Ausstellung bestimmt und damit ein Zeichen gesetzt: Man möchte lieber von der Peripherie her interpretiert werden, als selber zu interpretieren“, so Sloterdijk: „Das Unrecht, im vormaligen Zentrum zu stehen, wird so stark empfunden, dass man lieber Interpretation erleidet als ausübt.“
Bei der vor einer Woche in Kassel eröffneten „documenta fifteen“ waren auf einem riesigen Wimmelbild der indonesischen Künstlergruppe „Taring Padi“ antisemitische Darstellungen entdeckt worden. Nach öffentlichen Protesten wurde das Bild „People‘s Justice“ am Dienstagabend entfernt.
Sloterdijk betonte: „Für die Experten ein klarer Fall von antisemitischer Propaganda. Mir genügte ein kurzer Blick: ‚Miserables Gemälde‘.“ Jedes zusätzliche Wort sei Verschwendung, so der in Berlin lebende Philosoph und Autor, der am Sonntag 75 Jahre alt wird.