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Kultur Jeanne Mammens in Berlin

Wo man die wilden Zwanziger noch spüren kann

Stellv. Ressortleiterin Feuilleton
Jeanne Mammens Zeichnung „Frauenkopf, linkes Auge von Haar verdeckt“ Jeanne Mammens Zeichnung „Frauenkopf, linkes Auge von Haar verdeckt“
Mammens „Frauenkopf, linkes Auge von Haar verdeckt“
Quelle: © Griesebach GmbH
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Mit furiosem Strich fing Jeanne Mammen das Lebensgefühl der Berliner Bohème ein. Manche ihrer Zeichnungen sind auf dem Kunstmarkt noch erschwinglich. Näher kommt man der erst spät wiederentdeckten Künstlerin nur am Kurfürstendamm 29.

Kurze wuchtige Striche, dann klare Linien, die die Konturen setzen und keine Brüche dulden; das Motiv, das sich vor unseren Augen zusammensetzt, zeigt eine selbstbewusst-lebenshungrige Frau mit krausen Haaren und Gedanken, die sicher viel zu erzählen hätte aus den wilden Berliner 1920er-Jahren, könnte man sie nach den Gründen für ihren verschmierten roten Lippenstift fragen.

„Wer Augen hat, der sehe“, schrieb ihre Schöpferin, die Berliner Künstlerin Jeanne Mammen, 1947 an ihren engen Freund, den Nobelpreisträger und Biophysiker Max Delbrück, der dafür sorgte, dass ihr Werk in den Vereinigten Staaten von Amerika lange viel bekannter war als in Deutschland. Erst im Jahr 1971 zu ihrem 80. Geburtstag wurde sie von Berlin wiederentdeckt und geehrt. Doch da war sie alt und genervt von all den Verspäteten, die sie lange in ihrer „Bude“ in Charlottenburg vergessen und auch verfemt hatten.

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Am Eingang des Hauses Kurfürstendamm 29 erzählt heute eine Gedenktafel aus KPM-Porzellan davon, wer dort im „Gartenhaus“ von 1920 – gemeinsam mit ihrer Schwester, die später mit ihrer Lebenspartnerin nach Teheran ging – bis zu ihrem Tod 1976 wohnte. Der Mietvertrag läuft bis heute auf Mammens Namen, die Miete hat sich auch kaum verändert. Schon damals war der Ku’damm ein teurer Kiez.

Doch ihre engsten Freunde, Familie und Kinder hatte sie nicht, sie ließen nach ihrem Tod wirklich alles so, wie es war, hielten sogar die Traditionen aufrecht, trafen sich am gleichen Wochentag auf ihrem Sofa, rauchten und tranken – und feierten zwischen all der Kunst, die sie über Jahrzehnte gehortet hatte, einfach weiter – bis irgendwann alle Zeitgenossen verstorben waren und die Nachfrage und die Preise stiegen.

Man kann die Wohnung besichtigen, die Kunsthistorikerin Martina Weinland bietet Führungen fürs Stadtmuseum an – oder vielmehr bittet die Gäste, Platz zu nehmen auf dem originalen Sofa im überschaubaren Atelier mit der großen Fensterfront und dem Balkon, der Mammen als Kühlschrank diente. Technische Geräte kamen ihr nicht ins Haus.

Ein Bad wollte sie nicht. Es gab doch eine Toilette auf dem Hausflur. Den Wohnzimmertisch konnte man in einen Esstisch umwandeln, wenn Freunde kamen. Nur ihre Skulpturen aus Pappmaché haben sich nicht erhalten – die in ihrer Armut in einfachsten Materialien geschaffene Kunst wurde in der Zwischenzeit in Bronze nachgegossen.

Einer dieser guten Freunde war Hans Laabs (1915 bis 2004). Ihm gehörte einst der „Frauenkopf“, der jetzt beim Berliner Auktionshaus Grisebach für 4318 Euro versteigert worden ist. Der Maler war Teil der „Badewannen“-Gruppe, einer experimentellen Theatergruppe in der ehemaligen „Femina“-Bar in der Nürnberger Straße. Für Mammen waren jene Jahre um 1949 nach all der Kriegsqual prägend; ganz besonders, weil eben jene Freunde ihr lebenslang erhalten blieben und dafür sorgten, dass wir Jeanne Mammen noch heute besuchen können.

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