Aus einer demnächst erscheinenden Neuausgabe der „Jim Knopf“-Bücher von Michael Ende wird das N-Wort gestrichen. Das teilte der Thienemann-Verlag am Donnerstag mit. In Absprache mit den Erben des Autors habe man beschlossen, Textänderungen an den beiden Bänden „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ sowie „Jim Knopf und die Wilde 13“ vorzunehmen. Auch die Illustrationen werden angepasst.
Wie der Verlag auf WELT-Anfrage mitteilte, wird die ursprüngliche Version mit dem N-Wort und den Original-Illustrationen weiterhin lieferbar sein. Sie werde künftig ein einordnendes Nachwort erhalten.
Die Änderungen in der Neuausgabe begründete der Verlag damit, dass Kinder „diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz“ übernehmen sollten. Die Entscheidung sei „nach reiflicher Überlegung“ getroffen worden. „Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln“, heiß es in einer Pressemitteilung.
Das N-Wort habe Michael Ende bewusst nur Herrn Ärmel in den Mund gelegt, um auf die fehlende Weltoffenheit der Figur hinzuweisen. Heute könne auch dieser distanzierte Gebrauch als diskriminierend gewertet werden, schrieb der Verlag.
Auch die Zeichnung von Jim Knopf wurde in Absprache mit den Erben des Illustrators F. J. Tripp angepasst. Tripp hatte den Jungen mit dicken Lippen und schwarzer Haut dargestellt, die übergangslos in die schwarzen Haare überging. In der neuen Version ist die Haut etwas heller, die dicken Lippen fehlen.
Vor dem Hintergrund von Rassismuserfahrungen schwarzer Menschen könne die alte Darstellung heute irritieren, erklärte der Verlag. Die Änderungen werden demnach in den Neuausgaben der 2015 erschienenen, farbig illustrierten Ausgaben umgesetzt.
Die überarbeiteten Bände erscheinen am kommenden Samstag. Als 2015 die Jubiläumsausgabe erschien, hatte sich der Verlag noch bewusst dazu entschieden, das N-Wort beizubehalten. Er begründete dies damals damit, dass Michael Ende sich nicht mehr dazu äußern könne und das Wort nur dazu diene, Herrn Ärmel als Besserwisser darzustellen.