WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Kultur
  3. Literatur
  4. Rheinsberg: Tucholsky in Gefahr

Literatur Rheinsberg

Tucholsky in Gefahr

Der See vor dem Schloss Rheinsberg ist umrandet von Schilf. Aufgenommen in Rheinsberg am 09.05.2023. Foto: Maximilian Schönherr Der See vor dem Schloss Rheinsberg ist umrandet von Schilf. Aufgenommen in Rheinsberg am 09.05.2023. Foto: Maximilian Schönherr
Erst Bootspartie, dann Museumsbesuch? Wie lange noch?
Quelle: picture alliance / Maximilian Schönherr
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.
Zwei Städter auf Landpartie: Mit viel Zärtlichkeit und Witz beschrieb Kurt Tucholsky 1912 das Örtchen Rheinsberg im Brandenburgischen. Zwischen Rheinsberg und „Tucho“ kann deshalb eigentlich nichts kommen. Doch jetzt könnte es im Ruppiner Land mit Tucholsky den Bach runtergehen.

Um nach Rheinsberg im Landkreis Ostprignitz-Ruppin zu gelangen, würde ein Berliner Liebespaar heute wohl vom Hauptbahnhof aus die S-Bahn nach Charlottenburg nehmen, dann in den Regionalexpress Richtung Wittenberge steigen und am Rheinsberger Tor in Neuruppin auf den Bus wechseln.

Als sich Kurt Tucholsky „die Claire“ und ihr „Wölfchen“ auf einer Landpartie ausdachte – vielleicht war ein Ausflug mit der späteren Ehefrau Else Weil Vorbild –, stand freilich an Stelle des Hauptbahnhofs noch der Lehrter Bahnhof. Wo seine Turteltauben losgefahren sind, verrät „Tucho“ aber eh nicht. Nur, dass das „Abenteuer“, erst zwischen D-Zug und Kleinbahn in Löwenberg seinen Anfang nahm, tief im Brandenburgischen.

Auf Abenteuerliches lässt schon der verlorene Reiseführer schließen – prompt brennt es in der terra incognita zwischen Löwenberger und Ruppiner Land. „Wölfchen“ hilft heldenhaft zu löschen. Aber wird’s noch abenteuerlicher in der Erzählung von den zwei unverheirateten Städtern, die Rheinsberg zum Liebesnest wählen, während Claires Familie sie ganz woanders wähnt? Küsse gibt es viele an diesem Wochenende, bissig sind manche Kommentare, seine zumindest („Verwirre die Begriffe nicht. Amor patriae ist nicht gleichzusetzen mit der ‚amor‘ als solcher.“), ihr Geplapper oft vorgetragen in piepsiger Babysprache („Nie nich erlaubsus mir wen. Ich möcht doch sooo gern ...“). Das Geschlechtliche aber bleibt angedeutet – dann schweigt die Claire nämlich.

Expertise zukaufen

Die zwei halten es mit einer Maxime, die Tucholsky später so formuliert: „Lass das Steuer los. Trudele durch die Welt“, im Ruderboot auf dem See, beim Blick durchs Fenster auf eine Provinzbühne oder, Einfall der Moderne ins Ruppiner Land!, vor dem Kinematographen.

Zweifelhaft, ob sich ein Wolfgang heute Wölfchen nennen ließe. Oder „mein Affgen“. Würden eine heutige Claire und ein heutiger Wolfgang aber ihr Wochenende in Rheinsberg verbringen, würden sie wohl wie ihre seit 1912 unsterblichen Vorgänger Schloss Rheinsberg am Ufer des Grienericksees, Perle des Friederizianischen Barock, besuchen. Mit im Gepäck wäre „Rheinsberg“, vielleicht mit den Illustrationen Kurt Szafranskis, die es zum „Bilderbuch für Verliebte“ machten. Zwei Stadtmenschen auf Schlossbesuch würden auch das Tucholsky-Museum nicht links liegen lassen, das hier seit 1993 zu finden ist. Und natürlich nur da ist, wegen Tuchos Erfolgsnovelle. Das Museum hat der Deutsche Kulturrat jetzt auf seine „Rote Liste“ gesetzt, weil man ab 2024 die Stelle des Museumsdirektors Peter Böthig, der in Pension geht, nicht wiederbesetzen will. Die Touristinformation könne übernehmen, Expertise, falls wieder Geld im Stadtsäckel wäre, zugekauft werden. Deutsche Verhältnisse 2023.

Lesen Sie auch

Doch jetzt tut sich was: Am 30. November will der Landrat dem Kreistag vorschlagen, die Trägerschaft für das Museum zu übernehmen, dem müsste die Rheinsberger Stadtverordnetenversammlung im Dezember noch zustimmen. Süh mir mal an!

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema