Seit es statt Wetter nur noch Klima gibt, prognostiziert die Wettervorhersage anstelle einer wechselhaften Wetterlage einen „Sonne-Wolken-Mix“. Noch bedenklicher ist ein „Mix aus Wolken und Regen“. Aber nicht nur Wetterprognosen werden immer häufiger im Cocktailshaker-Fachjargon formuliert, sondern auch Gesellschaftsdiagnosen.
Der Soziologe Andrej Holm fordert von kommunalen Stadtplanern „neue Strategien“, um „mit einem Mix an Veränderungssperren und Kommunalisierungen den Run der finanzialisierten Immobilieninvestitionen“ aufzuhalten. Und die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt als Grundlage einer haushaltspolitisch soliden Energiewende „einen Mix aus neuen Umweltsteuern, dem Abbau klimaschädlicher Subventionen und höheren öffentlichen Investitionen“.
Leute, die so reden und einander dabei auch noch zu verstehen glauben, schrecken selbst vorm Optionsmix, Diskursmix und Interaktionsmix nicht zurück, wenn es darum geht, sich intensiv in den gesellschaftspolitischen Austausch einzubringen. Wenn solche Leute eine Ausstellung besuchen, muss die mindestens einen Mix aus Kunst, Wissenschaft und Politik bieten. Gelebte Bürgerlichkeit bedeutet für sie einen Mix aus Freiheit und Verantwortung, gelungene Lebensplanung verlangt nach einem ausgeglichenen Arbeit-Freizeit-Mix und eine erfüllte Partnerschaft muss ein Mix aus Achtsamkeit und Loslassen sein.
Permissiv gegenüber dem Banalen und repressiv gegenüber dem Spezifischen ist der Mix in seiner abwechslungsreichen Gleichförmigkeit ein ebenso genuines Produkt des herrischen Relativismus wie Diversity, Wokeness und Kultursensibilität. Er quirlt einfach das Schlimmste mit dem Besten zusammen und macht dadurch unterschiedslos alles schlecht.
Der Mix lässt nichts für sich bestehen, alles Unterschiedene ineinanderfließen, macht aus jedem So-und-nicht-anders ein amorphes Irgendwie und bestätigt damit das Goethe-Wort: Getretener Quark wird breit, nicht stark.