Kleines Ärgernis am Festivalrande: In Salzburg, wo man kommod in den Garagen hinter den Festspielhäusern parkend trockenen Fußes in die Aufführungen stöckeln wie stapfen kann, kosten (mit abzuzwackender Eintrittskarte) seit mindestens 20 Jahren acht Stunden Autoabstellen sechs Euro.
Im viel weniger glamourösen Bayreuth langt die raffgierige Stadt für ihre prompt durch einen Regenguss zum „Parsifal“-Beginn aufgeweichten Wiesenstellplätze mit einer 100-prozentigen Preissteigerung hin: zehn statt fünf Euro, wie noch im letzten Jahr. Peanuts, im Vergleich zu den ebenfalls gestiegenen Kartenpreisen, aber die Absicht ist doch überdeutlich – und verstimmt.
2023 scheint der Sommer zu sein, in dem es vor allem um das liebe Festivalgeld geht: steigende Kartenpreise, sinkende Subventionen, nicht ausverkaufte Vorstellungen. Immerhin gut, dass zum wundschwärenden Casus Bayreuther Festspiele die beiden wichtigsten Geldgeber offenbar zu einer gemeinsamen Absprache gefunden haben.
Blume und Roth wollen was für ihr Geld
Sowohl Bayerns Kulturminister Markus Blume von der CSU wie auch die bundesdeutsche Grünen-Kulturverweserin Claudia Roth sagten vor dem „Parsifal“, sie wollten eine finanziell bedeutender Rolle auf dem Grünen Hügel spielen. Beide knüpften diese vagen Zusagen an Reformen. Die auch Leiterin Katharina Wagner möchte, deren seit 2008 laufender Vertrag im Herbst zur Verlängerung nach 2025 ansteht. Für Blume, der gern 37 statt bislang 29 Prozent Subventionsanteil schultern will, ist Frau Wagner „mein Plan A“.
Schon um die zum 150. Jahresantrag anvisierten Jubiläumsfestspiele mit erstmals elf Wagner-Opern (mit als Hügel-Premiere „Rienzi“ plus einem historisch aufgeladenen neuen „Ring“) finanzieren zu können, ist schnelles Handeln gefragt. Im Klartext: Die sowieso unter der so ignorant wie präpotent kunstverhindernden Führung des ehemaligen Bayerischen Finanzministers Georg von Waldenfels zum Ärgernis gewordene Gesellschaft der Freunde von Bayreuth hätte kaum mehr etwas zu melden.
Die machen nur Ärger mit spät zurückgegebenen Karten und mischen sich ungebührlicherweise in Kreativangelegenheiten ein. Auch mit dem verstimmten, längst sein Heil im sommerlichen Salzburg suchenden Christian Thielemann (man spricht dort von vier konzertanten Strauss-„Daphnes“ 2024) intrigiert man mit konservativem Regiegeschmack vehement gegen die aufbruchsbereite Herrin des Hügels.
Das blendend gelungene „Parsifal“-Dirigat des Spaniers Pablo Heras-Casado macht klar: Die Nach-Thielemann-Zeit hat längst und qualitätsvoll begonnen. Der Finne Pietari Inkinen, die französischen und ukrainischen Dirigentinnen Natalie Stutzmann wie Oksana Lyniv stehen für eine polyglott diverse Bayreuth-Aufstellung im mystischen Orchesterabgrund, über die etwa Salzburg nur staunen könnte. Auch die angekündigten Stabführer Semyon Bachkov, Daniele Gatti und Philippe Jordan können sich hören lassen.
Nur: Finanziert werden muss das alles. Mögen Bund und Bayern sich schnell einig werden.