Der Grüne Hügel, Wallfahrtsort für Wagnerianer, war seit jeher ein Ort des Zwistes. Genau dafür war das Festspielhaus ursprünglich auch gebaut worden – Richard Wagner, mit dem Selbstbewusstsein ausgestattet, dass sich die Evolution der Bühnenkunst ganz gut an seinem Werk erkunden ließe, erschuf Bayreuth als Werkstatt. „Hier gilt’s der Kunst“, heißt es in den „Meistersingern“, und das schrieb der junge Wieland Wagner empört ins Programm, als die Nationalsozialisten es sich voller Begeisterung nach der Oper zur Gewohnheit machten, das Deutschlandlied zu singen. Anders als seiner Mutter Winifred, einer glühenden Faschistin bis zum Lebensende, waren ihm die Hitlers suspekt. Und da sind wir schon beim innerwagnerianischen Familienstreit, denn der steht zumindest gleichberechtigt neben der kreativen Auseinandersetzung auf dem Programm – bis heute. Dazu kommt der Streit ums Geld und der zwischen den Fraktionen der Gralshüter.
„Parsifal“ wird digital. Die Bayreuther Festspiele versprechen in diesem Jahr eine Revolution. Doch hinter den Kulissen streiten wieder Erneuerer und Traditionalisten. Es geht auch um die Zukunft von Katharina Wagner. Ein Report in fünf Akten.