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Wolf Biermann bescheinigt Ostdeutschen „chronische Seelenschäden“

Wolf Biermann, Dichter und Liedermacher, bei einem Auftritt in der Universität Koblenz-Landau, die ihm 2020 die Ehrendoktorwürde verlieh (Archivbild) Wolf Biermann, Dichter und Liedermacher, bei einem Auftritt in der Universität Koblenz-Landau, die ihm 2020 die Ehrendoktorwürde verlieh (Archivbild)
Wolf Biermann, Dichter und Liedermacher, bei einem Auftritt in der Universität Koblenz-Landau, die ihm 2020 die Ehrendoktorwürde verlieh (Archivbild)
Quelle: pa/dpa/Thomas Frey
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Der bekannte DDR-Dissident und Liedermacher Wolf Biermann sieht eine neue Ostalgie-Welle und beklagt, dass sich nach dem Ende der DDR viele Mitläufer als Widerstandskämpfe gesehen hätten. Die Ostdeutschen seien nach zwei Diktaturen hintereinander doppelt geprägt.

Der Liedermacher und Dichter Wolf Biermann bescheinigt den Ostdeutschen in der Debatte um ihr Demokratieverständnis chronische Seelenschäden. „Die Ostdeutschen sind nach zwei Diktaturen hintereinander doppelt geprägt. Kaputte Häuser und Straßen kann man in 30 Jahren wieder aufbauen, kaputte Menschen dauern etwas länger“, sagte Biermann dem „Tagesspiegel“ laut Mitteilung vom Freitag.

Eine Ostalgie-Welle mit derzeit erfolgreichen Büchern über den DDR-Alltag und die verkorkste deutsche Einheit spiegele keineswegs eine Sehnsucht nach alten Zeiten wider: „Das ist keine Sehnsucht, das ist aggressives Selbstmitleid.“

In der DDR habe es für die Menschen viele gute Gründe gegeben, sich feige zu verhalten. „Aber wenn Menschen alles Unrecht dulden, wenn sie im Betrieb oder in der Familie immer den Schwanz einziehen oder den Kopf, dann macht sie das chronisch seelenkrank. Diese Deformation wird unbewusst vererbt von Generation zu Generation“, so Biermann. Der 86-Jährige fügte in dem Gespräch an: „Wir alle gehen nicht nur kaputt an den Schlägen, die wir einstecken, sondern auch an den Schlägen, die wir nicht austeilen.“

Rückblickend bezeichnete Biermann, der in der DDR einer der wichtigsten Dissidenten war und nach seinem legendären Konzert in Köln 1976 ausgebürgert worden war, die Opposition als sehr klein. „Vielleicht waren wir an die 1000 Leute in der ganzen DDR, die sich gewehrt haben. Gemessen aber an 16 Millionen gehorsamen Untertanen in dieser Diktatur war das nicht viel mehr als bei einem Zweifüßler.“ Am Ende einer Diktatur wimmele es immer von Widerstandskämpfern. „Plötzlich sind aus dem Tausendfüßler abertausende Freiheitshelden geworden.“

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Biermann lebt in Hamburg. Am kommenden Mittwoch eröffnet im Deutschen Historischen Museum in Berlin eine Ausstellung „Wolf Biermann – ein Liedermacher und Lyriker in Deutschland“.

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epd/jag

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