Lebensgroß zum Ausschneiden. So fing es 1959 an. Die „Bravo“ kostete 80 Pfennig, auf dem Cover war ein Porträtfoto von Sabine Sinjen und im Innenteil fand sich ein Paar seinerzeit sehr begehrte weibliche Knöchel in Netzstrumpfhosen und ein Hinweis, der heute nur noch in Anführungszeichen gesetzt werden sollte: „BRAVO wird von nun an in jedem Heft die Portionen und Portiönchen der Bardot veröffentlichen.“
Um „156 cm Brigitte Bardot!“ auszuschneiden und zum legendären Starschnitt zusammenzuleimen, musste man nur noch die folgenden zehn Hefte der Jugendzeitschrift kaufen. Eine publizistische Erfolgsgeschichte, auch was Kundenbindung und die Verhandlung von Taschengeld angeht. Über Jahrzehnte hatte die „Bravo“ eine verkaufte Auflage von über einer Million Exemplare.
Bis ins Jahr 2004 wurden insgesamt 118 der Poster von lebensgroß abgelichteten Schauspielern, Schlagersängerinnen, Rockbands, vereinzelt auch Sportlern wie Boris Becker oder Außerirdischen wie Kiss oder E.T. veröffentlicht. Die Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen in Rüsselsheim widmet der Jugend-, Pop- und Printkultur des „Bravo-Starschnitts“ nun eine Ausstellung (25. Juni bis 1. Oktober).
Bravo-Starschnitte sind heute Sammelobjekte
Die meist hochformatigen Fotos – viele davon schoss der Fotograf Bubu Heilemann – von Brigitte Bardot, Freddy Quinn (1960), Diana Rigg (1968) oder Udo Lindenberg (1976) passten jedenfalls perfekt auf Jugendzimmertüren. Die 53-teiligen Village People (1979), die in silberner Montur auf einem Motorrad sitzende Juliane Werding (1976) oder die am Boden krabbelnde Madonna (1985) brauchten schon mehr Platz.
Ich erinnere mich noch, es muss 1983 gewesen sein, als die zwei Jahre ältere Nachbarstochter Birgit die erste „Bravo“ meines Lebens mit dem ersten Teil des KajaGooGoo-Starschnitts aus ihrem Fenster im vierten Stock zu mir in den zweiten abseilte. 30 Teile später war die halbe Wand voll und die New-Wave-Band bereitete schon ihre Auflösung vor.
Das Klebebild überlebte gegen den Widerstand der Eltern immerhin noch einen Umzug. Als Objekt von Sammlerwert wurde es leider damals nicht erkannt.