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Kultur Ingvild Goetz

Warum sich eine Sammlerin von ihrer Kunst trennen will

Kunstsammlerin Ingvild Goetz Kunstsammlerin Ingvild Goetz
Die Kunstsammlerin Ingvild Goetz aus München
Quelle: Felix Hörhager/dpa/picture alliance
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Im Kölner Auktionshaus von Sotheby’s wird selten live versteigert. Jetzt gibt es einen guten Grund: Ingvild Goetz versteigert einige Kunstwerke aus ihrer berühmten Sammlung – darunter auch „Bad Paintings“.

Blankes Entsetzen bei den Zürchern, als Ingvild Goetz 1972 ihre neue Galerie mit einem Happening von Wolf Vostell eröffnet, das die Schweizer Waffenlieferungen nach Angola kritisiert. Die Niederlassungsbewilligung war futsch. Und Goetz zeigte fortan Cy Twombly, Bruce Nauman und viel Arte Povera – in München.

Seit 1984 widmet Goetz sich ihrer Sammlung, zu der schon sehr früh der systematische Erwerb von Medienkunst gehört. Ihr Privatmuseum entstand nach Plänen der jungen Architekten Herzog & de Meuron, die sich am Hochufer der Isar 1993 erstmals und ziemlich radikal dieser Herausforderung stellen. Ingvild Goetz sammelte nicht einfach große Namen, was ihre Mittel als Otto-Erbin durchaus zugelassen hätten. Sie war vielmehr neugierig, bildete sich ihr eigenes Urteil, lag, wie sich so oft gezeigt hat, richtig, machte auch Fehler – und verbuchte sie als Erfahrungswert mit Kompetenzgewinn. In jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelten Wechselausstellungen machte sie Teile ihrer inzwischen imposanten Sammlung öffentlich.

2014 als sich anbahnte, dass ihre Kinder eigene Wege gehen wollen, übergab Goetz einen Großteil ihrer Videoarbeiten – und das Museum – dem Freistaat Bayern. Tausende Kunstwerke stehen obendrein den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, dem Münchener Haus der Kunst und dem Neuen Museum für Kunst und Design in Nürnberg als Dauerleihgaben zur Verfügung.

Ein besonderes Anliegen ist Ingvild Goetz ihr Engagement etwa für Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder, oder die Behandlung von Essstörungen junger Menschen, in das bereits in der Vergangenheit vor allem die Erlöse aus Umschichtungen und aktualisierenden Präzisierungen ihrer Sammlung flossen. In jüngster Zeit beschäftigt sie zunehmend die Altersarmut.

„Mein Ziel ist es, mobil eingeschränkten, einsamen und seelisch belasteten Menschen ein Altern in Würde zu erlauben und ihnen auch die Teilhabe am kulturellen Leben zu ermöglichen.” So beschreibt Goetz ihre Herzensangelegenheit, die sie, soviel weiß man aus den vielen bereits angestoßenen Projekten, mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Energie vorantreiben wird.

Versteigerung bei Sotheby’s

Die 49 Arbeiten, die sie nun in der Kölner Niederlassung von Sotheby‘s versteigern lässt (weitere folgen in den Londoner Frühlingsauktionen), sollen diesem neuen philanthropischen Konzept eine solide finanzielle Basis geben. 24 Lose werden in einer Online-Auktion angeboten. 25 Werke werden im Palais Oppenheim in einer klassischen Live-Versteigerung aufgerufen.

Darunter ist auch André Butzers Ölgemälde „N-Mädele“ aus dem Jahr 2007, ein 70,5 mal 45,5 Zentimeter großes Bild von 2007. Butzer, der bevor er sich in Rangsdorf bei Berlin niedergelassen hat, in die Sehnsuchtsferne nach Kalifornien begeben hat, beschreibt seine Malerei als „Sci-fi-Expressionismus. Er benennt als Vorbilder neben anderen Walt Disney (unschwer erkennbar), Edvard Munch (Vereinzelung, Angst) und Hölderlin (reine Poesie). Eine erste Retrospektive außerhalb Deutschlands richtet das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid in diesem Jahr zu Butzers 50. Geburtstag aus.

André Butzers „N-Mädele“ wird von Sotheby’s in Köln versteigert
André Butzers „N-Mädele“ wird von Sotheby’s in Köln versteigert
Quelle: André Butzer/Sotheby´s

In seinen „NASA-Heim“-Motiven beziehungsweise „N“-Bildern trifft das ungeahnt Entfernte in fröhlicher, oft auch schriller Farbstimmung auf Vertrautes, Heimeliges. Außerirdisches (NASA) und Irdisches (Heim bezieht sich auf Anaheim, wo sich das Disney Resort befindet) halten sich die Balance. Eine Fantasie scheint sich in naiver Abstraktion zu erschöpfen. Dabei handelt es sich vielleicht doch nur um Ironie, um riesige hochoval aufgerissene Augen in überdimensionierten Köpfen, um übergroße Hände in weißen Handschuhen, um „Bad Painting“.

Ziemlich schlampig gemalt, zeigt Butzer dem Kunstdünkel und sämtlichen Utopien dazu den ausgestreckten Mittelfinger. Extreme prallen mit melancholisch gewürztem Vergnügen aufeinander. Mit 60.000 Euro ist das Werk geschätzt. Das ist marktgerecht. Doch dessen Provenienz und der noble Verwendungszweck der hierfür erzielten Summe haben unschätzbares Potenzial.

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