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Meinung Theaterpolitik in Zürich

Nichts ist alternativlos

Freier Mitarbeiter im Feuilleton
„Erweiterter Theaterbegriff“: „Wilhelm Tell“ in Zürich „Erweiterter Theaterbegriff“: „Wilhelm Tell“ in Zürich
Inszenierung von „Wilhelm Tell“ in Zürich
Quelle: picture alliance/KEYSTONE
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Das Schauspielhaus Zürich wechselt einmal mehr seine Intendanz. Bei dem Zerwürfnis ging es nicht nur ums Geld, sondern auch ums Programm. Ist es zu „woke“? Die Mitteilung zum Abschied der alten Leitung offenbart das wahre Problem.

Als Theaterstadt ist Zürich ein hartes Pflaster, selbst Ausnahmekünstler wie Christoph Marthaler konnten sich nicht lange auf dem Intendantenposten des berühmten Schauspielhauses halten. Für Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg, die amtierende Intendanz, ist nun nächstes Jahr Schluss, der Vertrag wird nicht verlängert. Gescheitert ist es am Geld. Das Theater forderte mehr Budget, die Stadt hingegen Einsparungen. Dazu kommt: Die Besucherzahlen sind schlecht. Marthaler hatte damals ähnliche Probleme.

Seit Wochen tobte der Streit ums Budget – und über das Programm. Es sei zu „woke“, hieß es. Am Spielplan lässt sich das schwer festmachen: Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, „Wilhelm Tell“ von Schiller, „Faust“ von Goethe, Georg Büchner, Arthur Schnitzler, Anton Tschechow, Sophokles, Euripides – eine Riege alter Männer, aber woke? Auch Sarah Kane und Elfriede Jelinek gehören zum Kanon. Über Regieansätze kann man streiten, es gibt bessere und schlechtere – in Zürich ist beides vertreten.

Das große Problem ist, wie kommuniziert wurde. Menschen reagieren allergisch auf bevormundende Sprache. Es braucht keine Triggerwarnung vor „Wilhelm Tell“. Dass dort „Gewalt und Waffen“ vorkommen, weiß man und will nicht wie ein Kind behandelt werden. Ein kürzlich anberaumter „Publikumsgipfel“ zeigte die Entfremdung zwischen Publikum und Theater.

Die Pressemitteilung zum Ende der Intendanz ist auch verunglückte Kommunikation. Dort heißt es: „Die Öffnung des Theaters rund um die Themen Diversität und Inklusion, Nachhaltigkeit sowie die Erweiterung eines entschieden künstlerischen Theaterbegriffs sind in unseren Augen alternativlos.“ Das sagen die Theatermacher, die zahlreiche wütende Abende gegen das neoliberale Managementunwort „alternativlos“ gemacht haben. Das Beispiel Zürich lehrt, dass sich fortschrittliche Ideen im Theater nicht per „wokem“ Image von oben herab durchsetzen lassen, sondern man dafür offen streiten muss.

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