Als Emmanuel Macron nach seinem Sieg über Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen auf den Champs-des-Mars vor dem Eiffelturm seinen Anhängern dankte, tat er dies mit den Worten: „Von nun an bin ich nicht mehr der Kandidat eines Lagers, sondern der Präsident von allen.“ Den immerhin 41,5 Prozent der Stimmberechtigten, die Le Pen gewählt hatten, teilte er mit, er wolle sich stärker den sozialen Schwierigkeiten annehmen, die sie zu ihrer Wahl bewogen hätten, und versicherte: „Niemand wird am Weg zurückgelassen.“
Tatsächlich repräsentiert Le Pen, die ihre deutliche Niederlage wohl nicht zuletzt dem von ihr selbst bestärkten Image als Putin-Freundin zu verdanken hat, innerhalb des Rechtskonservatismus eher das enttäuschte Kleinbürgertum, an das Macron sich in seiner Rede wandte. Ihr in den Wahlen weit abgeschlagener Konkurrent innerhalb der Rechten, Éric Zemmour, der für die Partei „Reconquête!“ angetreten war, wurde in Macrons Rede mit keinem Wort gewürdigt. Dabei hätte er gerade wegen des heterogenen Milieus, das er repräsentiert, mehr Interesse verdient. Obwohl er mit Le Pen die Putin-Nähe teilt, die ebenfalls Grund für seine Niederlage gewesen sein dürfte, unterscheidet er sich von ihr.