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Kultur Nach Antisemitismus-Eklat

Documenta-Generaldirektorin Schormann legt ihr Amt nieder

Sabine Schormann, Generaldirektorin der Documenta Sabine Schormann, Generaldirektorin der Documenta
Interimslösung gesucht: Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann
Quelle: Swen Pförtner/dpa
Die Generaldirektorin der Documenta fifteen in Kassel, Sabine Schormann, legt ihr Amt nieder. Nach dem Antisemitismus-Eklat habe man sich einvernehmlich geeinigt, ihren Dienstvertrag aufzulösen, teilte der Aufsichtsrat mit. Und spricht von einem „erheblichen Schaden“ für das Kunstfestival.

Nachdem man am Freitag bis spät in die Nacht getagt hatte, teilte der Aufsichtsrat der Documenta in einer Erklärung am Samstag mit, dass man sich „vor dem Hintergrund der Antisemitismusvorwürfe gegen die Documenta fifteen und mit Blick auf die Zukunft der Documenta“ einstimmig darauf geeinigt habe, die bisherige Generaldirektorin Sabine Schorman abzulösen.

Diese Entscheidung sei einvernehmlich zwischen Aufsichtsrat, Gesellschaftern und Schormann erfolgt. Schormann zog damit die Konsequenz aus dem Antisemitismus-Eklat auf der diesjährigen Schau.

Weiter heißt es in der Erklärung: „Der Aufsichtsrat äußert seine tiefe Betroffenheit, dass am Eröffnungswochenende der documenta fifteen eindeutig antisemitische Motive zu sehen waren. Die Präsentation des Banners ‚People‘s Justice‘ des Künstlerkollektivs Taring Padi mit seiner antisemitischen Bildsprache war eine klare Grenzüberschreitung und der Documenta wurde damit ein erheblicher Schaden zugefügt.“

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In den vergangenen Wochen waren immer wieder Rücktrittsforderungen gegen die 60-Jährige erhoben worden. Ihr wurde unter anderem Untätigkeit bei der Aufarbeitung des Skandals vorgeworfen. Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte sich zuletzt immer deutlicher von Schormann distanziert.

Zuletzt hatte sich der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, als Berater der documenta zurückgezogen. Er hatte eigentlich Teil einer Expertenkommission sein sollen, die die verbliebenen Werke der Documenta auf weitere antisemitische Inhalte prüfen sollte. Schormann habe ihren Ansagen aber keine Taten folgen lassen, kritisierte er. In der Folge erklärte mit Hito Steyerl eine der international wichtigsten Künstlerinnen, ihre Werke von der documenta abzuziehen.

Essenziell den Vorfall zeitnah aufzuklären

Es sei „essenziell, diesen Vorfall zeitnah aufzuklären, Schlussfolgerungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse für den Umgang mit antisemitischen Vorgängen im Kultur und Kunstkontext zu ziehen und weiteren Schaden für die documenta abzuwenden“, heißt es nun in der Erklärung des Aufsichtsrats.

Durch die Aufhängung des umstrittenen, später verhängten, dann vom Ausstellungsgelände entfernten Banners „und auch im Zuge der Krisenbewältigung in den vergangenen Wochen“ sei „leider viel Vertrauen verloren gegangen. Es sei nun „essenziell, dass alles darangesetzt wird, dieses Vertrauen zurückzugewinnen.“

Zur Aufarbeitung des Antisemitismus-Skandals habe man der Gesellschafterversammlung der Documenta deshalb „eine fachwissenschaftliche Begleitung“ für eine „erste Bestandsaufnahme der Abläufe, Strukturen und Rezeptionen rund um die documenta fifteen“ nahegelegt, die „Empfehlungen für die Aufarbeitung geben“ soll.

Die Stadt Kassel und das Land Hessen eine das Ziel, „die Verfehlungen beim Thema Antisemitismus und strukturellen Defizite aufzuarbeiten und alles daranzusetzen, der documenta auch in Zukunft ihren weltweit einzigartigen Rang als Ausstellung für zeitgenössische Kunst zu sichern“.

Für die Generaldirektion der Documenta soll es zunächst eine Interimslösung geben. Wer mit der Nachfolge Schormanns betraut werden könnte, ist einstweilen noch unbekannt. Schormann war im Herbst 2018 als Generaldirektorin nach Kassel gewechselt. Erst im Jahr zuvor war die gemeinnützige documenta GmbH wegen eines Millionendefizits bei der documenta 14 im Jahr 2017 in die Schlagzeilen geraten. Die damalige Geschäftsführerin, die Kunsthistorikerin Annette Kulenkampf, hatte daraufhin ihr Amt niedergelegt. Übergangsweise hatte zunächst der Musikmanager Wolfgang Orthmayr die Geschäfte geführt.

ds/DW

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