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Kunst Kunstverkauf in Kassel

So kommerziell ist die Documenta

Freier Mitarbeiter im Feuilleton
Besucher der Documenta-Halle müssen durch eine Wellblechhütte Besucher der Documenta-Halle müssen durch eine Wellblechhütte
Besucher der Documenta-Halle müssen durch eine Wellblechhütte. Sie ist zu kaufen
Quelle: AFP/ANTON ROLAND LAUB
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Viel offener als auf früheren Ausgaben der Documenta wird in Kassel Kunst verkauft: in der Lumbung Gallery. Von der Vermittlung sollen primär die Künstler profitieren. Wie, das zeigt ein Projekt aus Kenia.

Mittlerweile wissen wir, dass „lumbung“ das indonesische Wort für die Reisscheune ist, in der die Ernteüberschüsse zum Wohl der Gemeinschaft gelagert und verteilt werden. Wir haben auf der diesjährigen Documenta auch gelernt, dass es bei „nongkrong“ weniger um die Produktion von Kunstobjekten geht, sondern um den Prozess des gemeinsamen Rumhängens, der nur eventuell zur Entstehung von Kunst führt.

Und leider haben wir im Jahr 2022 in Kassel auch feststellen müssen, dass die lockere Atmosphäre, der pseudo-transparente Kollektivgedanke und all das soziale Miteinander nicht verhindert haben, dass auf der „documenta fifteen“ antisemitische „Kunstwerke“ ausgestellt werden konnten, obwohl monatelang davor gewarnt worden war. Bis heute weigert sich die beratungsresistente Leitung der Documenta – in erster Linie die Generaldirektorin Sabine Schormann und der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Geselle – Verantwortung dafür zu übernehmen.

Die Institution der Documenta ist durch den Eklat nach der Eröffnung und das Verhalten der Verantwortlichen nachhaltig beschädigt. Unter Kollateralschäden haben nun auch die vielen Künstler und Kollektive zu leiden, die in Kassel ausstellen und nicht unter Verdacht stehen. Eingeladen ist etwa ein Projekt namens The Artists, das sich um die Vermarktung von Kunst kümmert.

Nur weil die meisten der diesjährigen Documenta-Künstler nicht von einer Galerie repräsentiert werden oder im traditionellen Kunstmarkt keine Rolle spielen, bedeutet es nicht, dass die Documenta nicht kommerziell wäre. Viel offener als auf früheren Ausgaben wird Kunst verkauft: in der digitalen „Lumbung Gallery“, organisiert von The Artists.

Documenta: Mehr Geld für die Künstler

Beat Raeber, einer der Gründer der Online-Plattform, kommt aus dem klassischen Kunsthandel, war lange Galerist und Partner von RaebervonStenglin in Zürich (die Galerie schloss im Jahr 2016) und gehörte zum Komitee der Art Basel. Dann hatte er keine Lust mehr auf Kunstmessen herumzustehen, sondern wollte enger mit den Künstlern arbeiten und neue Ideen entwickeln, um Kunst zu vermitteln.

Auf „The Artists“ gibt es „kuratierte Selektionen“, so stellt etwa der etablierte Marktkünstler Gregor Hildebrandt die Arbeiten von 16 seiner Studenten vor. Die traditionelle Fifty-Fifty-Beziehung zwischen Künstler und Händler (beide teilen sich die Einnahmen beim Verkauf eines Kunstwerks) ist bei „The Artists“ etwas zugunsten der Künstler verschoben. Sie bekommen 60 Prozent, fünf weitere Prozent der Erlöse gehen in einen Gemeinschaftsfonds der Künstler.

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„35 Prozent nehmen wir, um die Plattform zu betreiben“, sagt Raeber im Gespräch mit WELT AM SONNTAG. „Aber wir sind ein Verein und non-profit.“ Es gehe ihm um die langfristige Unterstützung der Künstler. „Wir wollen ein breites Spektrum an Gegenwartskunst zeigen, die nicht unbedingt in einer Galerie vertreten ist.“ Das Prinzip „Lumbung“ habe ihm gefallen, die Idee ein „horizontales Ökosystem“ für die Kunst aufzubauen. Mittlerweile gebe es viele Kaufanfragen. Sowohl private Sammler wie große Institutionen seien sehr daran interessiert, die Künstler und ihre Anliegen zu unterstützen.

Wajukuu Art Project
Verkäufliche Objekte vom Wajukuu Art Project
Quelle: AFP/ANTON ROLAND LAUB

So stellt auf der Documenta etwa das Wajukuu Art Project aus. In einem Slum von Nairobi hatte sich 2004 eine Gruppe von Künstlern zusammengefunden, um ihr am Rande eines Industriegebiets und einer Mülldeponie gelegenes Viertel Mukuru zu einem besseren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen. Die hatten außer kriminell zu werden, oft nur die Möglichkeit die Müllkippe nach verkaufbaren Gegenständen zu durchsuchen. Das Wajukuu Art Project lehrt die Jugendlichen nun nicht nur an, wie man aus vorgefundenem Material Kunst machen kann, sondern leistet mit gemeinschaftlichen Bildungsangeboten einen Beitrag, die täglichen Herausforderungen zu meistern.

Wajukuu habe mithilfe der Künstlerhonorare in Nairobi eine Holzwerkstatt einrichten können,so Raeber, in der etwa bessere Hütten entstehen. In der Kasseler „Lumbung Gallery“ kann das Projekt über The Artists weiter unterstützt werden, mit dem Ziel, dass die Künstler auch von Kunstverkäufen leben können. Vor der Documenta-Halle in Kassel steht eine angerostete Wellblechinstallation von Wajika Kwetu, die einer Slumhütte in Kenia nachempfunden ist und bald im Skulpturenpark eines Kunstsammlers stehen könnte: „When They Come to Our Place“ kostet 60.000 Euro.

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