(openPR) Cross-mediale Oper chasing waterfalls feiert im September 2022 Premiere in der Semperoper Dresden: Erstmals komponiert, textet, performt und singt eine Künstliche Intelligenz während der Aufführungen
Berlin, im Juni 2022 (phase7). Das hat es so noch nicht gegeben: Zum ersten Mal in der
Musikgeschichte betritt eine Künstliche Intelligenz (KI) eine Opernbühne und performt mit den Künstler*innen in unterschiedlichen Funktionen vor Live-Publikum. Dabei übernimmt der computergenerierte Algorithmus verschiedene künstlerische Aufgaben, die in der Opernwelt bisher nur den menschlichen „Kolleg*innen“ vorbehalten waren: Die sogenannte KI ist Co-Autorin und Co-Komponistin, unterstützt mit ihrer computergenerierten Stimme die „realen“ Sänger*innen und interpretiert die Hauptpartie des Werkes. Und das alles in einem Prozess, der während jeder Aufführung in Echtzeit immer wieder auf ein Neues generiert wird und somit jede Performance zu einem Unikat macht.
Mit dem Opernprojekt unter dem Titel chasing waterfalls eröffnet die Semperoper Dresden am 3. September 2022 den Premierenreigen ihrer Spielzeit 2022/23. Das Künstlerische Team um Peter Theiler, Intendant der Semperoper Dresden, sieht diesem in seinen digitalen Dimensionen für die Semperoper innovativen und spannenden Projekt mit großer Vorfreude und auch Neugier entgegen. Dort und im November 2022 beim New Vision Arts Festivals in Hongkong wird die KI-Oper zu erleben sein.
Ins Leben gerufen wurde das cross-mediale Opernprojekt vom Regisseur und Medienkünstler Sven Sören Beyer. Gemeinsam mit dem Berliner Künstlerkollektiv phase7 performing.arts widmet er sich seit 1999 performativen Inszenierungen und Installationen, in denen er anhand neuester Innovationen das Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine auslotet. Für den kreativen Strang dieser zukunftsweisenden Oper holte er die Schriftstellerin Christiane Neudecker mit an Bord, die das Libretto schrieb und dafür auch mit KI-Textgeneratoren experimentierte. Für die visuelle Darstellung stehen ihnen bei chasing waterfalls der preisgekrönte Video-Künstler und „engineer in the arts“ Frieder Weiss, sowie die Videokünstlerin ployz und das Berliner Design-Studio Eigengrau zur Seite. Und darauf darf sich das Publikum besonders freuen. Denn geplant ist unter anderem ein echter Wasserfall sowie eine acht Meter hohe kinetische Lichtskulptur aus LED-Panels, die über der Bühne hängt und die KI personalisiert. Zudem wird das Publikum eingeladen, auch selbst Teil der Szenografie zu werden. Dafür werden die Gesichter freiwilliger Besucher*innen vor jeder Aufführung mittels 3D-Face-Scan aufgenommen, anschließend mithilfe einer KI verändert und in das Bühnenbild integriert.
Auf der auditiven Ebene geht es nicht weniger innovativ einher: Hier arbeitet phase7 mit dem Berliner Kreativstudio kling klang klong unter technischer Unterstützung von T-Systems MMS zusammen, um eine KI erstmalig auf einer Bühne performen und in englischer Sprache singen zu lassen. Opernbesucher*innen erleben eine computergenerierte Gesangspartie, die vorab mit der norwegischen Sopranistin Eir Inderhaug digital eingespeist wurde. Während jeder einzelnen Aufführung ergänzt die KI autark und individuell Libretto und Komposition und kreiert eigene Gesangspartien.
Wer jetzt befürchtet, dass es sich bei chasing waterfalls um ein Nischenprodukt für Computernerds handelt, kann beruhigt sein. Denn neben all der innovativen KI und elektro-akustischen Komposition von kling klang klong kommen auch die klassischen Opernelemente nicht zu kurz. Als Co-Komponist und Dirigent steht der Künstler Angus Lee aus Hongkong auf der Bühne, der sich mit seinen knapp 30 Jahren bereits als Komponist, Dirigent und Flötist international einen Namen gemacht hat. An seiner Seite: die Sächsische Staatskapelle Dresden und insgesamt sechs Sänger*innen und neun Instrumentalist*innen, die das 70-minütige Opernstück musikalisch tragen. Für die Dramaturgie zeichnet Johann Casimir Eule, Chefdramaturg und stellvertretender Intendant der Semperoper, verantwortlich.
Auch inhaltlich widmet sich das Opernwerk keineswegs abstrakter Zukunftsmusik – vielmehr richtet es einen Spiegel auf unsere Gegenwart und thematisiert den großen Einfluss, den Digitalisierung und Social Media auf unsere heutige Gesellschaft und das Individuum ausüben. Egal ob über Suchmaschinen, Straßen-Navigation, Social Media Netzwerke, Online-Shopping, Online-Banking oder
Video-Streaming – überall hinterlassen wir unsere Spuren und kreieren mit all den Inhalten zu unseren Aktivitäten und Vorlieben ein Alter Ego, eine Art zweite digitale Persönlichkeit. Aber wie viel Kontrolle haben wir selbst noch über dieses Alter Ego und wie viel Einfluss nehmen computergenerierte Algorithmen und Programme mittlerweile auf unser menschliches, soziales und kreatives Sein? Dies sind Fragen, zu deren Beantwortung chasing waterfalls auf künstlerischer Ebene den notwendigen Denkanstoß für einen gesellschaftlichen Diskurs liefert.
Die Uraufführung von chasing waterfalls findet am Samstag, dem 3. September 2022 in der Semperoper Dresden statt. Weitere Vorstellungen sind am 8. und 11. September 2022.
Weitere Informationen sind zu finden unter: semperoper.de
Pressevertreter*innen mit Interesse an den Dresdner Vorstellungen wenden sich bitte direkt an die Presseabteilung der Semperoper unter T +49 351 4911 3336 oder per E-Mail an
Im November folgen Aufführungen bei dem New Vision Arts Festivals in Hongkong. Weitere Informationen werden sukzessive veröffentlicht auf https://www.nvaf.gov.hk
Regie und Inszenierung: Sven Sören Beyer
Idee und Konzept: Sven Sören Beyer, Johann Casimir Eule, Christiane Neudecker
Komposition: Angus Lee und kling klang klong
KI-Bearbeitung: kling klang klong
Libretto: Christiane Neudecker
Dramaturgie: Johann Casimir Eule
Bühnendesign: Pedro Richter
Licht: Henning Schletter
Visuals: Frieder Weiss, Studio eigengrau und ployz
Produktionsleitung: Natascha Wesiak und Miriam Schmitt
Mit Eir Inderhaug, Tania Lorenzo, Jessica Harper, Julia Mintzer, Sebastian Wartig, Simeon Esper unter Beteiligung von Künstlicher Intelligenz. Es spielt die Sächsische Staatskapelle Dresden unter der Musikalischen Leitung von Angus Lee.
Chasing waterfalls ist eine Koproduktion des Künstlerkollektivs phase7 performing.arts Berlin mit der Semperoper Dresden und dem Hong Kong New Vision Arts Festival. Projektpartner ist T-Systems MMS. Mit freundlicher Unterstützung der Sächsischen Semperoper Stiftung.