WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Kultur
  3. Falsche Freunde: Diese englischen Vokabeln bringen Deutsche in peinliche Situationen

Kultur Falsche Freunde

Diese englischen Wörter bringen Deutsche oft in peinliche Situationen

False friends im Englischen: Ihm schmeckt‘s, obwohl „preservatives“ im Essen sind False friends im Englischen: Ihm schmeckt‘s, obwohl „preservatives“ im Essen sind
Ihm schmeckt's, obwohl „preservatives“ im Essen sind
Quelle: Getty Images/Aleksandr Zubkov
„Mundane“ hat nichts mit „mondän“ zu tun, und wenn jemand „scrupulous“ ist, sollte man sich freuen. Viele englische Wörter bedeuten etwas anderes als ähnliche Ausdrücke im Deutschen. Ein Experte klärt über das Phänomen „falsche Freunde“ auf. Bei manchen kann es unappetitlich werden.

Wer in seinen Bewerbungen noch Englischkenntnisse erwähnt, läuft mittlerweile Gefahr, sich lächerlich zu machen – so als würde er es für nötig finden, zu betonen, dass er lesen und schreiben kann. Englisch kann jeder. Jedenfalls glaubt jeder, es zu können.

Auch für Fortgeschrittene hält die englische Sprache noch Fallen bereit, die umso gefährlicher sind, weil man oft von ihrer Existenz gar nichts weiß. Jedem ist bewusst, dass Deutsche bei der Aussprache des Th Probleme haben, aber von den phonetischen Tücken der Wörter iron, sword oder psychology ahnen viele nichts.

Ein unsicherer linguistischer Boden, auf dem auch professionelle Übersetzer häufig fehltreten, sind die sogenannten „falschen Freunde“. So nennt man in der Sprachwissenschaft Wörter in einer fremden Sprache, deren Bedeutung wir voreilig zu kennen glauben, weil sie uns bekannt vorkommen. Eines der bekanntesten Beispiele ist das italienische caldo („warm, heiß“), das im Urlaub dazu führen kann, dass man sich am Wasserhahn die Hände verbrüht.

Lesen Sie auch

In Hadumod Bußmanns „Lexikon der Sprachwissenschaft“ werden „faux amis“ (der Ausdruck kommt ursprünglich aus der französischen Sprachwissenschaft) definiert als „Paare von Wörtern aus verschiedenen Sprachen, die trotz formaler Ähnlichkeiten verschiedene Bedeutungen haben und daher zu Interferenzfehlern und Missverständnissen führen können.“ Im „Metzler Lexikon Sprache“ von Helmut Glück steht: „Als falsche Freunde bezeichnet man v. a. morphologische und idiomatische Entsprechungen zwischen zwei Sprachen, wenn sich zwei Wörter oder Wendungen scheinbar entsprechen, aber unterschiedliche Referenzbereiche haben.“

Einer der ersten falschen Freunde, mit denen Englischlerner üblicherweise konfrontiert werden, ist das Verb to become. Der Witz von dem Mann, der im Restaurant fragt „Can I become a steak?“ gehörte jahrzehntelang zum Repertoire des deutschen Studienratshumors. Besonders findige Lehrer brachten in dem Satz noch einen zweiten falschen Freund unter und ließen den Gast fragen „Can I become a bloody steak?“, womit die Absurdität der Frage, ob jemand ein Schnitzel werden könnte noch durch das grobianische Attribut „verdammt“ gesteigert wurde.

Der Germanist Siegfried Theissen führt seinen neuen Buch „Falsche Freunde. Deutsch-Englisch“ (Buske-Verlag) ein anderes Beispiel auf, das zu ähnlichen humoristischen Komplikationen führen kann: das Wort preservatives („Konservierungsmittel“). Damit sei schon mancher in England zum Gespött des Verkäufers geworden. Manche falsche Freunde bedeuteten sogar exakt das Gegenteil dessen, was deutsche Sprecher glauben: „So könnte man to sleep in (ausschlafen) für die genaue Entsprechung von einschlafen halten. Skrupellos ist das Gegenteil von scrupulous.“

Wer darüber hochmütig und selbstsicher lacht, sollte erstmal prüfen, ob unter den 550 Beispielen für Fehler, die Theissen in seinem neuen Buch auflistet, nicht welche sind, die ihm auch schon einmal unterlaufen sind. Der belgische Germanist, emeritierter Ordinarius der Universität Lüttich, der sich lebenslang wissenschaftlich mit falschen Freunden beschäftigt hat, listet solche Fallen nicht nur auf, sondern belegt sie auch mit echten Beispielsätzen aus dem Internet.

Theissen zufolge lassen sich die falschen Freunde auf zwei Arten in verschiedene Kategorien aufteilen. Zum einen können sie getrennt werden in Wörter mit vollkommen abweichender Bedeutung wie deutsch aktuell und englisch actual („tatsächlich“) und Wörter, deren Bedeutungen sich zumindest überschneiden wie Fleisch und flesh. Dann spricht er von „partiellen falschen Freunden“.

Man könne auch noch einen Unterschied machen zwischen Wörtern, die im Deutschen mehr Bedeutungen haben als im Englischen und umgekehrt Wörtern, die im Englischen mehr Bedeutungen als im Deutschen haben. Als Beispiel für die erste Kategorie nennt Theissen das Wortpaar Damm (das im Deutschen auch einen anatomischen Sinn hat)/dam, für die zweite dumm/dumb (das im Englischen auch „taub“ bedeutet). Aus deutscher Sicht besonders verwirrend sind die vielen Bedeutungen des Verbs to engage, das zwar auch „engagieren“ und „einstellen“ bedeuten kann. Aber im Englischen heißt engaged auch „verlobt“, und wenn eine Toilette engaged ist, ist sie besetzt. Nur ein closet wird selten engaged sein, denn das ist ein Wandschrank.

Vorsicht vor dem „recorder“!

Anzeige

Während die bisher genannten Beispiele fortgeschrittene Englischlerner vor keine großen Probleme stellen dürften, findet man bei Theissen auch allerhand Überraschendes und Kurioses. Einer der aus deutscher Sicht abseitigsten falschen Freunde ist recorder, das auf Englisch kein Aufnahmegerät bezeichnet, sondern „Blockflöte“ bedeutet. Dafür bezeichnet das Wort fagot kein Holzblasinstrument, sondern ist ein Schimpfwort für Schwule und kann auch ein Reisigbündel meinen. Ein ringer ist ein Glöckchen, ein rocker ein Schaukelstuhl und ein reformed alcoholic ist kein Opfer einer Gesundheitsreform, sondern einfach nur geheilt.

Auf der Speisekarten gaukeln liquor („Schnaps“, nicht Likör), mince („Hackfleisch“), peperoni („scharfe Salami“), pudding (kann auch eine Fleischpastete sein), pickles („Essiggurken“) und shellfish („Schalentier“) dem Deutschen etwas anderes vor als sie sind. Nichts davon kann mit einer gable verzehrt werden, denn dies ist das englische Wort für Giebel. Dafür muss niemand erschrecken, wenn ihm ein gift angeboten wird – es ist nur ein Geschenk.

Im zwischenmenschlichen Bereich können decent („anständig“), brave („tapfer“), overhear („unabsichtlich mithören“) zu Missverständnissen führen. Fallstricke sind auch bei den Berufsbezeichnungen rife („alltäglich“): Ein physician ist ein Arzt, eine madam eine Puffmutter, ein housemaster ein Heimleiter oder Erzieher. Dem Engländer sind diese Worte mundane („alltäglich, banal“), den Deutschen können sie zum blubbern bringen (to blubber heißt „flennen, heulen“), auch wenn ihn ein gutes textbook („Lehrbuch“) im Englischunterricht möglicherweise darauf vorbereitet hat.

Gelegentlich ist die etymologische Verwandtschaft der falschen Freunde noch offensichtlich; hier hat die Bedeutungsentwicklung erst relativ spät eine andere Abbiegung genommen: Das gilt für fabric („Gewebe, Stoff“) ebenso wie für cloister („Kreuzgang im Kloster“), mood („Stimmung“ nicht „Mut“), small („klein“, nicht „schmal“) und floor („Fußboden“ nicht „Flur“).

Davon dass falsche Freunde nicht nur Laien verwirren, zeugen drei Übersetzungsfehler, auf die man in Medien und sogar in Büchern häufig stößt: Wenn im Zusammenhang mit Religion ein minister erwähnt wird, ist kein Minister gemeint, sondern ein Pfarrer. Eine copy einer novel („Roman“ nicht „Novelle“) ist keine Kopie, sondern einfach nur ein Exemplar. Und in der WELT war schon einmal von „renommierten Offizieren der Hisbollah“ die Rede. Der Kollegin, die den Text aus dem Englischen übersetzt hatte, war entgangen, dass renowned „berühmt“ oder in diesem Zusammenhang „hochrangig“ bedeutet.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema

Themen