WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Kultur
  3. Vornamen: Jan wird sich auf 100 Jahre nicht erholen

Meinung Abgemeldete Vornamen

Jan wird sich auf 100 Jahre nicht erholen

Chefkorrespondent Feuilleton
Ein trauriger Theo? Ein trauriger Theo?
Ein trauriger Theo?
Quelle: Yiu Yu Hoi/Moment RF/Getty Images
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.
Einst standen Jan, Marc, Oliver, Sabine, Katharina hoch im Kurs. Die Vornamen von mir und meinen Freunden sind aber wohl für mehrere Generationen aus der Mode. Dafür haben verrückterweise Theo und Emil Konjunktur. So heißen doch nur rüstige Opas! Aber unsere Zeit wird wiederkommen.

Zu den Erniedrigungen der mittleren Jahre – den ergrauenden Haaren, dem Bauchansatz – gesellt sich nun auch noch die Prophezeiung, der eigene Vorname sei auf 100 Jahre erledigt. So ungefähr lesen es um 1980 Geborene aus den zum Jahreswechsel kursierenden Hitlisten von Experten heraus, die selbst auf eher exotische Namen hören wie Knud Bielefeld. Die „Top-Namen der Neunziger“ seien auf dem absteigenden Ast, behauptet besagter Bielefeld. Denn Namen, „die man aus dem eigenen Freundeskreis kennengelernt hat, vergibt man nicht an seine Kinder“.

Das heißt also, die Angehörigen der letzten Jeunesse dorée, der goldenen Jugend der westdeutschen Neunzigerjahre, die ganzen Christians, Michaels, Timos, Olivers, Julias, Sabines, Susannes, die sich im Schlaraffenland am Ende der Geschichte wähnten, bis in den Nullerjahren das düstere Zeitalter der Dauerkrise über sie hereinbrach, sehen nun auch ihre letzte Aktie fallen, den eigenen Vornamen.

Neo soll Emil heißen?!

Sie waren lange verwöhnt. Jan zum Beispiel führte die ganzen Neunzigerjahre über die Rangliste an, gefolgt von Patrick, Alexander, Marcel und Philipp. Jetzt liegt er abgeschlagen jenseits der Top-100 wie ein abgehalfterter Tennis-Champion. Dafür sollen Emilia, Noah, Emma, Matteo, aber auch Theo und Emil hoch im Kurs stehen. Da können ich und meine Generationsgenossen nur ungläubig den Kopf schütteln: Theo, Emil – das klingt nach den „Lümmeln aus der letzten Bank“, also nostalgischem 60er-Jahre-Fernsehen mit Leuten, die unserer Jugend längst uralt waren.

So heißen nach unserem Gefühl höchstens rüstige Opas, aber doch keine 21st-Century-Babys, eine vermutlich digitale Super-Avantgarde, womöglich die ersten Cyborgs, die sich endlich das Internet direkt ins Hirn stecken, wie es uns mittlerweile ergraute ehemalige Sci-Fi-Avantgardisten wie William Gibson und Neal Stephenson einst für die unmittelbare Zukunft verhießen. Dass der Held eines noch zu drehenden x-ten Teils von „Matrix“ nicht mehr Neo, sondern Noah heißen soll, mag ja noch angehen – aber Emil?!

Wir ganzen Marcs, Lisas, Katharinas, Sarahs, Daniels und auch ein paar Tobiasse, die die Bundesrepublik derzeit am Laufen halten, werden auch diese Schmach wegstecken und wacker weitermachen. Schließlich sind wir keine Heulsusen wie die Generation-Z’ler Leonie, Paul, Luca oder Jonas und wie sie sonst noch alle heißen. Wir warten insgeheim auf den Tag, da Hagen, Siegbert, Gerlinde, Hugo, Käthe und Gabriele ihre Renaissance erleben. Wenn das erst passiert, dann sind bald auch wieder wir dran.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema