Die wissenschaftliche Studie ist spätestens seit der Corona-Pandemie in den meisten Medien, vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk über die überregionalen Leitmedien bis zur Lokalzeitung, zum Goldstandard für objektive Wahrheit geworden. Offenbar ist der Trend, Aussagen aus aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen als unbestreitbare Wahrheiten in journalistischen Meldungen zu verbreiten, ungebrochen, obwohl doch ebenso seit der Corona-Pandemie immer wieder gezeigt wurde, dass Studien, gerade wenn sie brandaktuell sind, oft nur vorläufige Hypothesen präsentieren, für die es zwar eine gewisse Evidenz gibt, die aber noch lange nicht als allgemein akzeptierte Wahrheit angesehen werden können.
Gerade in der vergangenen Woche machte eine Meldung die Runde, die exemplarisch für das stehen kann, was da zwischen Medien und Wissenschaft tagtäglich passiert. Da hieß es plötzlich in fast allen Medien unisono, jeder dritte junge Mann in Deutschland würde Gewalt gegen Frauen befürworten. Ganz selbstverständlich war zunächst, unter anderem auf der Seite der „Tagesschau“, von einer „Studie“ die Rede, die das gezeigt habe.
Später wurde das Wort „Studie“ stillschweigend durch „Umfrage“ ersetzt, aber noch immer wird behauptet...