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Pop Trend zum Mashup

So macht KI die größten Stars unsterblich

Das Original: Michael Jackson im Jahr 1989 Das Original: Michael Jackson im Jahr 1989
Das Original: Michael Jackson im Jahr 1989
Quelle: picture alliance / Michael Grecc
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Das Internet wird geflutet von Experimenten mit Künstlicher Intelligenz. Freddie Mercury singtMichael Jacksons „Thriller, John Lennon „Satisfaction“ von den Stones. Jeder ist jetzt Schöpfer, das ewige Leben ist erreicht – und der Musikindustrie steht ihre größte Revolution bevor.

Haben sich Freddie Mercury und Michael Jackson im Rock- und Pop-Himmel im Tonstudio verabredet? Oder ist aus dem Nachlass des Queen-Sängers die Aufnahme eines Karaoke-Abends aufgetaucht? Wenn man sich auf YouTube die „Thriller“-Version mit der Stimme von Mercury anhört, ist man einigermaßen verwirrt.

Der stilbewusste Freddie hätte sich natürlich nie in die Niederungen japanischer Vulgärunterhaltung herabgelassen, aber vielleicht sind hier doch so etwas wie übernatürliche Kräfte am Werk gewesen, denn der Song wurde mithilfe einer Künstlichen Intelligenz generiert. Per Sprachsynthese ist es heute möglich, im Handumdrehen Stimmen zu klonen und als Tonspur über Musikstücke zu legen.

Mit frei zugänglichen Musikgeneratoren kann heute jeder seinen eigenen Song abmischen, ohne auch nur die geringsten Musikkenntnisse zu besitzen oder sich über Urheberrecht Gedanken machen zu müssen. Genre, Länge, Beats, das lässt sich alles konfigurieren, wie ein Neuwagen im Autohaus.

Jede Stimme in Sekunden

Auf dem Portal MusicStar.AI zum Beispiel können Nutzer in einem Eingabefeld bekannte oder KI-generierte Lyrics von einem Sänger oder Rapper vertonen lassen. Wenn man etwa Eminem (es gibt, Achtung Raketenwissenschaft, vier Versionen, von v.2 bis v.4) Elvis’ „Jailhouse Rock“ rappen lässt, spuckt die KI eine verrauschte Aufnahme aus, die klingt, als hätte jemand in einer abgeranzten Bar in Detroit auf eine Jukebox eingehämmert. Ist das der Sound der Digitalisierung? Oder der Deindustrialisierung?

Schon Gerhard Schröder musste mit seinem Spruch „Hol’ mir mal ne Flasche Bier, sonst streik ich hier“ für einen Song herhalten, den Stefan Raab 2000 in die Charts bugsierte – wobei es der Altkanzler versäumte, sich bei der GEMA anzumelden, um die ihm zustehenden Tantiemen in Höhe von 160.000 Euro zu kassieren.

Damals lud man Musik auf Tauschbörsen wie Napster und garnierte seine selbstgebastelte „Homepage“ mit Midi-Dateien, die von der Tonqualität her nicht viel besser waren als Handy-Klingeltöne. Heute gibt es ganz andere technische Möglichkeiten. Schon ein paar Sekunden Audio-Material genügen, um eine Stimme zu reproduzieren.

Harry-Styles-Cover von Trump

Legt man Freddie Mercury den Spruch „Hol’ mir mal ´ne Flasche Bier, sonst streik ich hier“ in den Mund, klingt das so, als würde der vielleicht größte Interpret aller Zeiten die Zeile lallen. Dem armen Freddie bleibt auch wirklich nichts erspart! Fehlt nur noch, dass die CDU demnächst ihre Wahlkampfschlager von einem Klon der Toten Hosen einsingen lässt!

Es gab ja vor ein paar Jahren schon mal Ärger, als der ehemalige Unionsfraktionschef Volker Kauder, besoffen vor Begeisterung über den Wahlsieg, den Toten-Hosen-Song „Tage wie diese“ ins Mikro grölte. Das fand Campino nicht so toll. Mit KI ist man nun auch kulturpolitisch ganz weit vorn.

Die SPD bräuchte keinen Pop-Beauftragen mehr („Siggi Pop“), die CDU keinen zweifelhaften Frontsänger mehr. Wobei die Union das mit den Leihstimmen ja nicht so mag . . . sei’s drum. Im Netz kursiert eine Harry-Styles-Cover-Version von Donald Trump, die das Zeug hat, zur Wahlkampfhymne zu werden. Kein Zweifel: KI macht Musik „great again“.

Adrian Lobe

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