Kaum ein Medium hat es sich in den vergangenen Wochen entgehen lassen, den scheinbar besten Silvesterscherz des Jahres weiterzuerzählen: Dass die Bürger Südkoreas im kommenden Jahr ein oder sogar zwei Jahre jünger werden.
Um besser zu verstehen, wie viel Unkenntnis über die Zivilisationsgeschichte das Lachen über die verjüngten Südkoreaner einschließt, lohnt sich ein Blick in die Geschichte der Zeitmessung in Europa. Der Zentralismus der Französischen Republik, den manche Liberale als bürgerliche Variante staatlicher Planwirtschaft schmähen, verdankt sich beispielsweise dem beharrlichen Bemühen, sein eigenes Gegenteil, die provinzialistische Beschränktheit, zu überwinden. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestimmte ein kompliziertes Geflecht unterschiedlicher Formen der Zeitmessung und Zeitstrukturierung den Lebensalltag in Frankreich.