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Wie schon Kaiser Augustus Bilder als Kommunikationsmittel einsetzte

Andreas Hoffmann, Geschäftsführer Bucerius Kunst Forum und Kurator der Schau, im Kreise römischer Gäste Andreas Hoffmann, Geschäftsführer Bucerius Kunst Forum und Kurator der Schau, im Kreise römischer Gäste
Andreas Hoffmann, Geschäftsführer Bucerius Kunst Forum und Kurator der Schau, im Kreise römischer Gäste
Quelle: Bertold Fabricius; Staatliche Museen zu Berlin
Bereits Augustus entdeckte die Macht der Medien. Nun untersucht das Bucerius Kunst Forum den Bilderboom im antiken Rom anhand 200 seltener Leihgaben aus dem Louvre, den Uffizien und dem Vatikan.

Fünf kräftige Männer sind im Bucerius Kunst Forum nötig, um die beiden gewaltigen Marmor-Rundschilde aufzuhängen, die gerade aus dem Archäologischen Nationalmuseum Neapel angereist sind. Das italienisch-deutsche Team, das in diesen Tagen die Ausstellung „Die neuen Bilder des Augustus – Macht und Medien im antiken Rom“ am Neuen Wall aufbaut, fixiert die jeweils zwei Tonnen schweren, im Durchmesser anderthalb Meter großen Exponate auf Augenhöhe an der rot gestrichenen Wand.

Zwei in Togen gekleidete Magistrate, vermutlich Vater und Sohn, sind auf den Schilden abgebildet. Die monumentalen Objekte stammen aus der antiken Stadt Cumae und schmückten dort seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert ein Gebäude, das dem Augustusforum in Rom nachempfunden war.

Die vom ersten römischen Kaiser neu errichtete, mit zahlreichen Bildwerken ausgestattete Platzanlage beeinflusste viele Bauten im Römischen Reich und steht beispielhaft für die anbrechende Kaiserzeit. So war die Ära des Augustus von reger Bautätigkeit geprägt – und brachte einen enormen Bilderboom mit sich.

Die neue Lust am Bild manifestierte sich überall: Reliefs und Statuen schmückten Tempel und Foren, während Mosaiken, Fresken und Plastiken verstärkt in Privathäuser einzogen. Die Ausstellung, kuratiert von Andreas Hoffmann, Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums, und Annette Haug, Leiterin der Antikensammlung der Kunsthalle zu Kiel, untersucht vom 8. Oktober bis zum 15. Januar die augusteische Bildkultur nicht nur als politisches, sondern auch als gesellschaftliches Phänomen.

Zu sehen sind Statuen, Büsten, Wandgemälde, Münzen und Keramiken. Die rund 200 Leihgaben stammen aus vielen europäischen Museen, etwa den Uffizien in Florenz, dem Louvre in Paris oder den Kapitolinischen und Vatikanischen Museen in Rom.

August vereinte Alleinherrschaft mit republikanischer Verfassung

Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.), geboren als Octavian, markiert nicht nur als Bauherr eine Zeitenwende. Von Gaius Julius Caesar adoptiert und zum Erben bestimmt, wurde Octavian im Jahr 27 v. Chr. zum Prinzeps, zum „Ersten“ im Staat erkoren. Vom Senat mit dem Ehrennamen Augustus (der Erhabene) ausgestattet, vereinte der erste römische Kaiser seine Alleinherrschaft mit der republikanischen Verfassung. Seine Herrschaftszeit zeichnete sich durch Frieden (Pax Augusta), Stabilität, Wohlstand und kulturelle Blüte aus.

Naturgemäß waren vor allem Augustus-Bilder im Reich omnipräsent. Dazu kamen Symbole, die mit dem Kaiser identifiziert wurden – dazu gehörten etwa Bildnisse der mythologischen Gründerväter Romulus und Aeneas oder der kaiserlichen Schutzgöttin Victoria. Klug und wirkungsvoll setzte der neue Herrscher Bilder als Kommunikationsmittel ein.

Ein Merkmal seiner Epoche war die großzügige Verwendung des Baustoffs Marmor, der neuerdings direkt in Italien abgebaut wurde. Das Rom des Augustus wurde als Stadt aus Marmor neu geboren. „Man zeigt: Rom ist jetzt das Zentrum der Welt und siegreich“, sagt Hoffmann.

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Auf dem Boden des neuen Selbstverständnisses gedieh die Bilderlust, die sich bereits in der späten Republik entwickelt hatte. So entstanden schon zu Caesars Zeiten erstmals Porträts der politischen Führer und fanden als Repliken Verbreitung. Vorgestellt werden die Mitglieder des Ersten Triumvirats: Pompeius ließ sich in Anlehnung an Alexander den Großen abbilden, während Crassus als gestandener Ehrenmann erscheint. Caesar schließlich war der erste, der sein Bild auf Münzen unter das Volk brachte. Ein posthumes Porträt zeigt ihn in der Schau als gottähnliches Ideal voller Güte.

Vom jugendlichen Retter zum energischen Sieger

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Die Marmor- und Münzbildnisse des Octavian-Augustus durchlaufen ebenfalls verschiedene Phasen. Das Image des Feldherrn und Politikers entwickelt sich vom jugendlichen Retter des Staates über den energischen Sieger hin zur friedensstiftenden Autorität, die Tugenden wie Würde, Erhabenheit und Frömmigkeit vereint; Beispiele für alle Typen, die oft kopiert wurden, sind zu sehen.

Auch von Livia, Ehefrau des Augustus und Mutter seines Nachfolgers Tiberius, existierten viele Bilder. Zunächst trat sie traditionell als Kaisergattin auf, im Alter wurde sie als Priesterin des Kaiserkultes idealisiert dargestellt. „Livia muss sich großer Beliebtheit erfreut haben“, so Hoffmann.

Der Bilderreigen, der sich in der Ausstellung entfaltet, zeigt den immensen Einfluss der griechischen Kultur. Zu sehen ist etwa eine der Mädchenstatuen des Augustusforums, die den Erechtheion-Koren der Athener Akropolis nachgebildet waren.

Mit seiner Bilderpolitik prägte Augustus nicht nur die Repräsentationsbauten, sondern wirkte auch auf das Rom der einfachen Leute ein. Er erneuerte den Kult der Lares Compitales, der Schutzgeister der Wegkreuzungen, die das Volk in den Stadtvierteln verehrte. An bildgeschmückten Altären wurde der Larenkult nun zusammen mit dem Kult des Genius Augusti (Schutzgeist des Kaisers) vollzogen.

Ein großes Thema ist die Bildausstattung der Privathäuser, die an Beispielen aus Pompeji deutlich wird. Hoffmann und Haug stellen die These auf, dass die privat zelebrierte Bilderlust nicht politisch beeinflusst war, sich das staatliche Bildprogramm also im Eigenheim kaum niederschlug. Weder die Wandfresken noch die Plastiken in den Wohnhäusern zeigen den Kaiser oder kaiserliche Symbole. „Vielmehr spielt in den Häusern privater Lebensgenuss eine Rolle“, sagt der Kurator. So tummeln sich unter anderem die Liebesgöttin Venus und der Weingott Bacchus im familiären Raum.

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