Anders als den Geisteswissenschaften wurde den Naturwissenschaften auch dann, als der Glaube an einen teleologischen Fortschritt längst erschüttert war, weiterhin unterstellt, sich auf der Basis überprüfbarer Forschungsergebnisse von Erfolg zu Erfolg, von Innovation zu Innovation fortwährend weiterzuentwickeln. Die Erschütterung, die den geschichtsphilosophischen Optimismus seit dem Ersten Weltkrieg und erst recht seit dem Nationalsozialismus ausgehöhlt hatte, schien die Naturwissenschaften nicht in gleicher Weise getroffen zu haben.
Mit Zufällen und Fantasien tun sich Naturwissenschaftler immer noch schwer. Dabei müssten sie nur das sechzig Jahre alte Schlüsselwerk von Thomas S. Kuhn lesen. Am 18. Juli wäre der Revolutionär des rationalen Denkens hundert geworden. Heute würde er sich vor allem wundern.