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Kultur Helmut Berger †

Er war sein eigener bester Feind

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Helmut Berger ist im Alter von 78 Jahren in Salzburg gestorben Helmut Berger ist im Alter von 78 Jahren in Salzburg gestorben
Helmut Berger ist im Alter von 78 Jahren in Salzburg gestorben
Quelle: picture alliance / akg-images
Auf der Höhe seines Ruhms, in den 1970er-Jahren, galt er als schönster Mann der Welt, was man sich in seinen letzten Lebensjahrzehnten nur mit Mühe vorstellen konnte. Aufgeschwemmt von Alkohol und Drogen, stammelnd und noch immer von seinem eigenen Glanz verzaubert. Der sprichwörtliche Autounfall, bei dem man nicht wegsehen kann.

Am Himmelfahrtstag ist der österreichische Schauspieler Helmut Berger im Alter von 78 Jahren in seiner Heimatstadt Salzburg um 4 Uhr morgens „sanft entschlafen“, wie seine Agentur mitteilt.

Nach einer Hotellehre war Berger zunächst nach London gezogen, wo er sich als Model durchschlug und Schauspielunterricht nahm. Dann zog er nach Rom, damals das Zentrum europäischen Filmschaffens, und traf den deutlich älteren Regisseur Luchino Visconti. Die beiden wurden ein Paar, mit ihm drehte Berger seine wichtigsten Filme. In „Die Verdammten“ von 1969 spielt er den schillernden Sohn einer mit den Nazis verstrickten Industriellenfamilie und parodiert in einer Szene den Auftritt von Marlene Dietrich in „Der blaue Engel“. Was seinen Landsmann Billy Wilder zu der Sottise veranlasste: „Außer Helmut Berger gibt es heutzutage keine interessanten Frauen mehr.“

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In „Gewalt und Leidenschaft“ von 1974 verkörpert er er den Liebhaber einer großbürgerlichen Ehefrau, die mit ihren Kindern in das Haus eines zurückgezogenen älteren Professors einzieht und dessen Leben durcheinanderwirbelt. Im Grunde ist es Viscontis bittersüßes Porträt der Liebe seines Lebens: Berger sieht glänzend aus, trägt nur Yves Saint Laurent, hängt die ganze Zeit am Telefon, ist in dunkle Geschäfte verwickelt. Ein Typ, dem man verfallen muss, auch wenn er Ärger bedeutet. Berger hat nach eigener Aussage 1971 das erste Mal Kokain genommen, im römischen Nachtclub „Number One“, hatte zahlreiche Affären und ein exzessives Leben. Nach Viscontis Tod 1976 und einem Streit um Testament und Erbe verlor er den Halt, seine Karriere stagnierte. In den 1980ern spielte er in einigen Folgen der Serie „Denver Clan“ mit, aber seine größten Auftritte hatte er forthin als faselndes Zerrbild seiner selbst in Talkshows.

Er wurde immer mal wieder „wiederentdeckt“: von Christoph Schlingensief für den Film „Die 120 Tage von Bottrop“, von der Band Blumfeld für ein Musikvideo, von dem Regisseur Peter Kern für den Film „Blutsfreundschaft“, selbst ins „Dschungelcamp“ ließ er sich kurz einliefern.

Als die Welt ihm zu Füßen lag, hat Berger den Romanhelden Dorian Gray (1970) und den bayerischen König Ludwig II (1873) gespielt: schillernde Männer, denen die Wirklichkeit nicht genug ist. Zwei Typen wie er.

dpa/mol/mba

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