Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Neu in Kino & Streaming: Waschbär in der Krise: Die "Guardians of the Galaxy" haben diesmal eine besondere Mission.

Waschbär in der Krise: Die "Guardians of the Galaxy" haben diesmal eine besondere Mission.

(Foto: Marvel/Disney)

Die "Guardians of the Galaxy" kehren für eine dritte und letzte Runde zurück. Und in "Oink" sorgt ein Schwein für Ärger. Die Starts der Woche in Kürze.

Von Johanna Adorján, Fritz Göttler, Josef Grübl, Tobias Kniebe, Doris Kuhn, Annett Scheffel und Philipp Stadelmaier

Das Lehrerzimmer

Johanna Adorján: An einer Schule wird geklaut. Immer wieder kommen Geldbeträge abhanden. Es herrscht ein Klima gegenseitigen Misstrauens. Eine junge Lehrerin, noch neu im Kollegium, meint es nur gut, als sie den Dieb auf eigene Faust fassen will. Sie tritt damit jedoch eine Kette von Ereignissen los, die sich nicht mehr kontrollieren lassen. Der neue Film von İlker Çatak ist ein packendes Psychodrama über falsche Verdächtigungen und die Grenzen von Idealismus.

Guardians of the Galaxy Vol. 3

Tobias Kniebe: Eigentlich hatte Disney ihn schon wegen alten Twitter-Witzen über Kindesmissbrauch gefeuert, aber James Gunns Entschuldigung war glaubwürdig - und so durfte er seine "Guardians"-Trilogie doch noch vollenden. Ein Glück, denn die Weltraum-Außenseiter-Bande mit dem zynischem Waschbären Rocket und dem sprechenden Baum Groot lebt auch von der Respektlosigkeit, die Gunn aus seinen B-Picture-Zeiten in die Marvel-Welt hineintrug. Hier kommt zu den Witzen auch Sentiment dazu, es geht den Kumpels vor allem darum, den tödlich verwundeten und von frühen Tierversuchen geschädigten Rocket zu retten. Und weil die Truppe einem doch ans Herz gewachsen ist, leidet man gerne mit.

Mediterranean Fever

Doris Kuhn: Ein Palästinenser in Haifa, Familienvater, mit Depression geschlagen, bekommt einen neuen Nachbarn. Der ist anfangs Nervensäge, um dem Wunsch der Regisseurin Maha Haj nach Komödie zu genügen, dann aber entwickelt sich zwischen den gegensätzlichen Männern doch eine Freundschaft. Ein verführerisch genre-untypisches Buddymovie entsteht, manches daran ist dem geopolitischen Kontext geschuldet, vieles den klugen Beobachtungen zu männlicher Selbstsucht und Lebensuntüchtigkeit.

Meine Schwester, ihre Hochzeit & Ich

Fritz Göttler: "Le discours" heißt der Film im Original, damit ist die Rede gemeint, die Adrien halten soll auf der Hochzeit seiner Schwester Sophie. Der Film von Laurent Tirard ist in Echtzeit ein Familien-Abendessen Wochen vor diesem Event, und er ist ein innerer Monolog Adriens (eigentlich eher äußerer, denn Adrien wendet sich gern an die Kamera und spricht uns direkt an), in dem die Probleme zur Sprache kommen, die ihn gerade quälen. Das größte ist, dass seine Freundin Sonia in ihrer Beziehung gerade die Pause-Taste gedrückt hat, er hat ihr vor dem Essen eine SMS geschickt, aber noch keine Antwort erhalten. Das zweitgrößte Problem ist die Rede, Adrien hat Angst, sich dabei restlos zu blamieren, und spielt schon mal Horrorvarianten davon durch - zur Echtzeit gehören auch Visionen und Träume. Benjamin Lavernhe von der Comédie-Française ist Adrien, er macht sich gut im Nerviger-als-Woody-Allen-Wettbewerb, was sehr komisch ist und manchmal sehr peinlich. Auch ein kleiner Bub wird bejubelt, der sich tapfer auf seinem roten Rad abmüht und dann doch hinpurzelt.

Music

Philipp Stadelmaier: In ihrem mit einem Silbernen Bären ausgezeichneten Meisterwerk reinterpretiert Angela Schanelec den Ödipus-Mythos als Liebesgeschichte zwischen Jon (Aliocha Schneider) und Iro (Agathe Bonitzer) unter der griechischen Sonne, in enigmatischen, rätselhaften, wunderschönen Einstellungs-Blöcken, in denen die Gegenwart sinnlich vibriert. Die Figuren bleiben offen für ihr Schicksal, lassen sich von ihm ergreifen, in Form der Liebe und der titelgebenden Musik.

Oink

Lilian Köhler: Nichts wünscht sich Babs sehnlicher als ein eigenes Haustier. Als dann nach Jahren ihr Opa aus Amerika zurückkommt und Babs ein kleines Schweinchen schenkt, scheint das Glück der Neunjährigen perfekt zu sein. Dumm nur, dass das Ferkel Oink nicht wirklich stubenrein ist und so gar nicht auf Befehle hört. Und auch der Großvater scheint mit Oink einen eher pragmatischen Ansatz zu verfolgen. Von Tierschutz und gesunder Ernährung über Freundschaft bis hin zu Verantwortungsbewusstsein für andere Lebewesen: Der niederländische Stop-Motion-Film von Mascha Halberstad greift eine Reihe von Themen auf und bringt sie liebevoll und spielerisch der jungen Zielgruppe näher.

Piaffe

Annett Scheffel: Ein Pferdeschwanz als Sinnbild sexuellen Erwachens: Ein besonders schönes, bauschiges Exemplar wächst einer schüchternen Frau, die sich daraufhin in Berliner Clubnächte und eine Sado-Maso-Affäre mit einem Botaniker stürzt. Das auf 16 mm und in langen Einstellungen gedrehte Spielfilmdebüt der Videokünstlerin Ann Oren kreist mit magischem Realismus um Themen wie Intimität, Geschlecht und Identität. Die Meditation über das Begehren und Begehrt-Werden ist surreal-schlüpfriges Experimentalkino mit minimalen Dialogen und Sexszenen ganz ohne tatsächlichen Sex.

Spoiler Alarm

Josef Grübl: Wir sind noch nicht beim traurigen Teil der Geschichte, beruhigt Michael das Publikum, als sein Partner Kit ins Krankenhaus muss. Das kommt erst später: Kit erkrankt an Krebs und wird sterben. Damit ist zu viel verraten? Vielleicht, aber das ist Konzept des Films - siehe Titel. Michael Showalter erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte als Mischung aus romantischer Komödie, Sitcom und Sterbedrama. Der Genremix funktioniert nicht immer, zu Herzen geht diese schwule Lovestory aber trotzdem.

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