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Medien „Hello, possums!“

Der Mann, der „Dame Edna“ war – Trauer um Barry Humphries

Barry Humphries in seiner Paraderolle als "Dame Edna" Barry Humphries in seiner Paraderolle als "Dame Edna"
Barry Humphries in seiner Paraderolle als "Dame Edna"
Quelle: Joel Ryan/Invision/AP
In den 90er-Jahren kam kein Comedy-Fan an ihr vorbei: Dame Edna Everage aus Australien – violette Haare, Schmetterlingsbrille, große Klappe – wurde auch von den Briten heiß geliebt. Nun ist Schauspieler und Entertainer Barry Humphries verstorben.

Violette Haare, Schmetterlingsbrille, viel Glitzer und eine sehr, sehr große Klappe: Dame Edna Everage hat eine jahrzehntelange Karriere hinter sich. Die Hausfrau aus einem Vorort von Melbourne war einer der größten Bühnenstars Australiens, vom Londoner West End über den Broadway bis zum Fernsehtalk, wo sie Sean Connery und Zsa Zsa Gabor interviewte.

Das Publikum begrüßte sie gerne mit „Hello, possums“, „Hallo, Beutelratten“. Hinter Dame Edna Everage steckte der Schauspieler, Künstler und Buchautor Barry Humphries, ein distinguierter Herr mit Einstecktuch und Gentleman-Scheitel. Edna war mit Abstand seine berühmteste Rolle. Jetzt ist Humphries im Alter von 89 Jahren verstorben.

Er starb am Samstagabend (Ortszeit) im St. Vincent‘s Hospital in Sydney, wie ein Sprecher des Krankenhauses der Nachrichtenagentur PA bestätigte. Der Entertainer hatte sich dort nach Komplikationen infolge einer Hüftoperation behandeln lassen.

Seine Familie schrieb nach Angaben der Zeitung „Sydney Morning Herald“ und weiteren australischen Medien in einer Mitteilung, Humphries sei sich bis zum Ende selbst treu geblieben. Er habe nie seinen brillanten Verstand und seinen einzigartigen Witz verloren.

Schon zu Lebzeiten wurden Plätze nach ihr benannt

Für Australien ist sein Tod ein Verlust wie für Deutschland, als der große Loriot starb. Dame Edna ist eine nationale Ikone. In Melbourne wurde schon zu Lebzeiten ein Platz nach ihr benannt, zum 50. Geburtstag landete sie auf einer Briefmarke der australischen Post. Sie durfte einfach alles sagen. Warum die Australier so gut im Sport sind? „Gutes Essen und gute Ernährung, das Leben an der frischen Luft, saftige Steaks, Sonnenschein – und die totale Abwesenheit von intellektueller Ablenkung.“

In ganzer Schönheit: Dame Edna
In ganzer Schönheit: Dame Edna
Quelle: dpa

Schrill und unverschämt war sie, aber die Australier mochten das. Und die Engländer auch: Es gibt Bilder, auf denen Prinz Charles sehr verzückt neben Edna steht, auch die Queen – die Humphries sogar bei deren „Golden Jubilee“ ansagen durfte – soll ein Fan gewesen sein.

Als Humphries 1955 zum ersten Mal die Frauenrolle spielte, wussten viele noch nicht, was Travestie ist, geschweige denn „Drag“. Später trat Edna in Filmen wie „Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band“ auf, den Titel „Dame“ bekam sie in den 70er-Jahren spontan vom damaligen australischen Premierminister Gough Whitlam. Die erste international erfolgreiche Bühnenshow hatte sie 1976 in London mit „Housewife, Superstar!“. Auch in Deutschland jubelte das Publikum, etwa in den 90er-Jahren im Hamburger Schauspielhaus: „Ich habe heute mein ältestes Kleid an. Wie ich sehe, Sie auch.“ Damals waren Standup-Shows noch etwas Neues, solche Gags kamen an.

Barry Humphries
Barry Humphries
Quelle: dpa

Dame Edna hat Barry Humphries als Lügner bezeichnet, wenn der behauptete, sie sei seine Kreation. Er sei doch nur ein „Entrepreneur“ und ihr Manager. Humphries war trockener Alkoholiker, er war viermal verheiratet, wie Edna hatte er vier Kinder. Ednas Nachwuchs hatte abenteuerliche Lebensläufe: Eine Tochter wurde entführt und ging ins Kloster, eine wurde eine Lederlesbe, beide Söhne schwul, was die Mutter nicht wahrhaben wollte. Inspiriert wurde Humphries bei der Rolle von seiner eigenen Mutter.

Mit Äußerungen über Transgender machte er sich bei vielen unbeliebt

Manchmal machte er sich auch unbeliebt, etwa mit kritischen Äußerungen über die moderne Transgender-Bewegung oder über das Lernen von Spanisch. Letzteres braucht man nach Ansicht von Dame Edna eigentlich nur, um mit dem Personal zu reden. Darüber ärgerte sich dann Salma Hayek. Dame Edna entgegnete, die Schauspielerin sei doch nur neidisch, weil Edna ursprünglich die Kinorolle der Frida Kahlo bekommen sollte – Hayek sei nur zweite Wahl gewesen.

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2012 kündigte Humphries den Ruhestand der Lady mit den lila Haaren an. Es kamen aber doch noch einige Auftritte hinzu. Seine goldene Regel, das Publikum zu unterhalten, beschrieb Humphries in einem Interview des Fernsehsenders ABC so: „Ich habe immer gedacht, wenn es mich amüsiert, dann werden sich auch andere amüsieren.“

Barry Humphries habe die Menschen mit „einer Galaxie an Persönlichkeiten“ unterhalten, würdigte ihn der australische Premierminister Anthony Albanese auf Twitter. Der hellste Stern dieser Galaxie sei aber immer Humphries selbst gewesen. Der australische Schauspieler Jason Donovan twitterte: „Australien hat einen seiner Größten verloren!“

dpa/krott

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