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Mathias Döpfner bittet um Entschuldigung

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE
Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka
„Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe“, schreibt Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner. Er bezieht sich auf interne Nachrichten, in denen er sich abfällig über Ostdeutsche geäußert hatte.

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat für konzerninterne Nachrichten um Entschuldigung gebeten, die durch einen Medienbericht an die Öffentlichkeit gelangt waren. In einem am Samstagabend auf der „Bild“-Webseite veröffentlichten Beitrag „in eigener Sache“ schrieb der Vorstandsvorsitzende des Medienhauses, zu dem auch WELT gehört: „Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe.“

Der 60-Jährige reagierte damit direkt auf eine entsprechende Aufforderung von „Bild“-Chefredakteurin Marion Horn. Döpfner schrieb: „‚Eigentlich ist eine Entschuldigung fällig, Chef!‘ Das hat Marion Horn am Samstag in ‚Bild‘ geschrieben. Stimmt.“

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte über Nachrichten berichtet, die bei Springer konzernintern verschickt worden sein sollen. Das Blatt berief sich auf Dokumente, die aus den vergangenen Jahren stammen sollen. Es handele sich um E-Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis des Medienkonzerns, viele seien vom Springer-Chef selbst, so die Zeitung.

In den aufgelisteten Zitaten ging es zum Beispiel um abfällige Kommentare über Ostdeutsche oder um Kritik an Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Döpfner soll sich vor der Bundestagswahl auch eine FDP-freundliche Berichterstattung in der „Bild“ gewünscht und dies an die Spitze der größten Boulevard-Zeitung Deutschlands adressiert haben.

Döpfner bestätigt indirekt in seinem Beitrag, der die Überschrift „Stimmt!“ trägt, dass bestimmte Formulierungen tatsächlich von ihm stammten. „‚Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten.‘ Das ist verletzend. Und wörtlich genommen natürlich Quatsch. ‚Die‘ Ossis gibt es nicht. Und selbstverständlich sind sie nicht entweder rechts- oder linksradikal.“ Und weiter: „Der Ärger darüber, dass in Thüringen und anderswo so viele entweder Linke oder AfD wählen, verleitete mich zur polemischen Übertreibung.“

Döpfner, der nicht nur Konzernchef ist, sondern auch einen großen Teil der Medienhaus-Anteile hält, schrieb weiter: „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben.“

„Daraus kann man viele Lehren ziehen. Das habe ich getan“

Der 60-Jährige erklärte sich weiter so: „Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter. Ich schicke dann manchmal Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die ‚ins Unreine‘ gesagt oder getippt sind. Weil ich davon ausgehe, dass der Empfänger weiß, wie es gemeint ist. Und weil ich mir nicht vorstellen kann oder will, dass jemand diese Worte an Dritte weitergibt.“ Dies sei nun aber geschehen. „Daraus kann man viele Lehren ziehen. Das habe ich getan. Eine davon bleibt die Idee von der ‚Gedankenfreiheit‘.“

In einer Springer-internen Hausmitteilung hatte Döpfner zuvor geschrieben: „Wie ich denke, zeigen meine über vier Jahrzehnte publizierten Artikel. Für jedes veröffentlichte Wort lasse ich mich in die Verantwortung nehmen. Aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel können nicht als mein ‚wahres Denken‘ dagegengesetzt werden.“

Auffällig ist in der „Zeit“-Berichterstattung, dass sämtliche aufgeführten Zitate von Döpfner direkt an den früheren „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt gerichtet worden sein sollen. Dieser musste im Herbst 2021 den Konzern nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs verlassen. Reichelt hatte Vorwürfe bestritten und später von einer „Schmutzkampagne“ gesprochen. Im Raum stehen Überlegungen beider Seiten, rechtliche Schritte gegeneinander einzuleiten.

Der „Zeit“-Artikel erschien Tage vor einer erwarteten Veröffentlichung eines neuen Buchs von Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre. Das fiktive Werk – es erscheint am kommenden Mittwoch – wird als Schlüsselroman zu dem Medienhaus gehandelt.

dpa/jr

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