Was läuft beim Filmfestival in Cannes ?:Der doppelte Wim

Was läuft beim Filmfestival in Cannes ?: Thierry Frémaux, der künstlerische Direktor der Filmfestspiele von Cannes, und die neue Festival-Präsidentin Iris Knobloch stellten in Paris das Wettbewerbsprogramm vor.

Thierry Frémaux, der künstlerische Direktor der Filmfestspiele von Cannes, und die neue Festival-Präsidentin Iris Knobloch stellten in Paris das Wettbewerbsprogramm vor.

(Foto: Sarah Meyssonnier/Reuters)

Von Wes Anderson bis Scorsese und Wenders: Das Filmfestival von Cannes enthüllt ein Programm mit vielen großen Filmautoren, und die Zahl der Regisseurinnen steigt.

Von Tobias Kniebe

Das Festival von Cannes bleibt das globale Zentrum der Filmkunstwelt, das hat die Programm-Pressekonferenz zur 76. Edition am Donnerstag einmal mehr bestätigt. Wenn es im Mai losgeht, werden große amerikanische Namen - Martin Scorsese, Wes Anderson, Todd Haynes, der fünfte Teil der "Indiana Jones"-Reihe - auf gefeierte Autorenfilmer aus dem Rest der Welt treffen: Ken Loach, Marco Bellocchio, Alice Rohrwacher, Nanni Moretti, Catherine Breillat, Kore-eda Hirokazu, Aki Kaurismäki - und sogar gleich zweimal auf Wim Wenders.

Die Präsenz von Scorseses lang erwartetem Opus Magnum "Killers of the Flower Moon" mit Leonardo DiCaprio, das von historischen Verbrechen im Indianerreservat Osage County handelt, signalisiert den Versuch eines Arrangements mit den Streamingdiensten, in diesem Fall Apple TV+. Die Plattform, die in den USA ohnehin eine Filmtheater-Offensive plant, willigte ein, den Film über Paramount in Frankreich in die Kinos zu bringen, dafür gab es einen Platz im offiziellen Programm. Mit Netflix wäre das nicht möglich gewesen, der Streaming-Marktführer lehnt längere Kinofenster ab und bleibt Cannes deshalb weiterhin schmollend fern.

Solche Probleme gab es bei Wes Anderson nicht, dessen Star-gespickter Ensemblefilm "Asteroid City" im Wettbewerb läuft. Man brauche da gar nichts groß anzukündigen, sagte Cannes-Festivalchef Thierry Frémaux, dies sei "einfach ein Wes-Anderson-Film". Man ahnt, was er meint - es geht um eine Zusammenkunft junger Sternengucker im Jahr 1955, bei der dann kosmische Ereignisse Aufregung verursachen.

Der erste gemeinsame Auftritt der neuen Doppelspitze, Frémaux und Knobloch

Wim Wenders ist mit "Perfect Days" im Wettbewerb vertreten und zeigt zugleich "Anselm - Das Rauschen der Zeit", seine neue Dokumentation über den Künstler Anselm Kiefer, als Special Screening. Man zögert allerdings, "Perfect Days" als rein deutschen Beitrag zu reklamieren - der Film spielt in Tokio, wie Thierry Frémaux enthüllte, und hat einen japanischen Hauptdarsteller, Koji Yakusho. Bei der Aussprache von "Das Rauschen der Zeit" erhielt Frémaux Hilfe von Iris Knobloch, der neuen, in Deutschland geborenen, aber in Frankreichs Filmverleiherszene groß gewordenen Präsidentin von Cannes - das künftige Tandem an der Spitze des Festivals trat hier erstmals gemeinsam auf.

Zu den sechs Regisseurinnen im diesjährigen Wettbewerb - mehr waren es in Cannes noch nie - gehört zum Beispiel die österreichische Filmemacherin Jessica Hausner mit "Club Zero", sie erzählt eine Geschichte, die vom "Rattenfänger von Hameln" inspiriert ist. Ihr zur Seite stehen die Regisseurinnen Justine Triet mit "Anatomie d'une chute", Alice Rohrwacher mit "La Chimera", Catherine Breillat mit "L'été dernier", Ramata-Toulaye Sy mit ihrem Debütfilm "Banel et Adama" und Kaouther Ben Hania mit "Les Filles D'Olfa". Die beiden letzteren, aus Senegal bzw. Tunesien, führen eine Delegation von afrikanischen Filmemachern an, die diesmal in allen Sektionen besonders stark vertreten ist.

Auch der Eröffnungsfilm "Jeanne du Barry", der außer Konkurrenz läuft, stammt von einer Regisseurin, der Französin Maïwenn. Sie erzählt von der Mätresse des französischen Königs Ludwigs XV., der von Johnny Depp verkörpert wird, und spielt diese Hauptrolle auch selbst. Die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller wiederum, die in Cannes mit "Toni Erdmann" ihren internationalen Durchbruch feierte, ist gleich mit zwei internationalen Filmen zurück - sie spielt Hauptrollen bei Justine Triet und in "Zone of Interest" des britischen Regisseurs Jonathan Glazer.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusQuentin Tarantino
:Einer geht noch

Regisseur Quentin Tarantino war zum Finale seiner Lesetour in Berlin. Da tobt der Saal - und der Regisseur kündigt seinen letzten Film an.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: