Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Kultur
  3. Italien: „Brusketta“ oder „Brutschetta“? - Gesetztesentwurf will Strafen für falsches Italienisch

Meinung Italien

„Brusketta“ oder „Brutschetta“? Gesetzesentwurf will Strafen für falsches Italienisch

Redakteur im Feuilleton
Man wird doch noch „Brutschetta“ sagen dürfen Man wird doch noch „Brutschetta“ sagen dürfen
Quelle: Getty Images
Vom „Meloni-Gesetz“ ist schon die Rede. Und von angeblich 100.000 Euro Strafe für die falsche Aussprache des Wortes „Bruschetta“. Über eine Nachricht aus Italien, die wie ein Aprilscherz anmutet, hinter der sich aber ein konkreter Plan verbirgt.

Es las sich wie ein verspäteter Aprilscherz (oder es war einer?): Wer in Italien „Bruschetta“ falsch ausspricht – also Bru-Schetta oder Brutschetta statt Brusketta sagt – soll laut einem Gesetzesentwurf künftig bis 100.000 Euro Strafe zahlen. Tatsächlich plant ein Abgeordneter der italienischen Regierungspartei „Fratelli d’Italia“ – er ist noch nicht mal Minister – ein Gesetz, das Anglizismen in der öffentlichen Verwaltung einschränken und den Gebrauch italienischer Vokabeln zur Pflicht machen soll.

Lesen Sie auch

Fabio Rampelli, Vizepräsident der italienischen Abgeordnetenkammer, meint es ernst. Die Muttersprache sei durch die Globalisierung in Gefahr. Gegenüber dem „Corriere della sera“ sagte Rampelli, andere romanische Länder – etwa Frankreich, Spanien, Portugal – hätten ein ähnliches Gesetz zur Förderung ihrer Sprache längst. Und nein, Frau Meloni wisse noch nichts von seinem Gesetzesentwurf. Er, Rampelli, habe aber das Recht, ein solches Gesetz einzubringen.

Seit nun der Sender CNN darüber berichtet und ausgeführt hat, dass Rampelli auch ein Komitee für die korrekte Aussprache und Betonung des Italienischen in öffentlichen Stellen plane, und seit CNN selbst daraus das Beispiel abgeleitet hatte, dass die (bei Amerikanern offenbar notorisch falsche) Aussprache von „bru-shetta instead of bru-sketta“ sanktioniert werden könnte, seitdem wird in deutschen Boulevard-Medien die Meldung vom „Meloni-Gesetz“ serviert: „100.000 Euro für die falsche Aussprache von ‚Bruschetta‘“, das Ganze garniert mit einer Fotomontage aus einem saftigen Tomatenmus-Brot und einer wild dreinschauenden Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Lesen Sie auch
Bruschetta mit bunten Tomaten
Vorspeisen-Klassiker

Was wir deutschen Journalisten jetzt empfehlen würden? Italienisch für Anfänger statt Abschreiben aus Amerika? Erst wenn der letzte „Kappukino“, das letzte Glas „Tschianti“ und der letzte Teller voller „Gnotschi“ aus unseren Studiosus-Ferien verschwunden sind, werden wir merken, dass wir in Italien bei Tisch immer noch „Kotze“ (also cozze, Miesmuscheln) bestellen dürfen. Beim Nachtisch kennt die „deutsche Sehnsucht nach italophiler Bestellsprache“ (Florian Illies hat darüber in seinem Lifestyle-Buch „Anleitung zum Unschuldigsein“ einst sehr hübsch geschrieben) übrigens bis heute x Arten, um zwei bloße Espresso zu bestellen. Espressi? Expressos?

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema