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Kultur Bad Bunny

„Jetzt will jeder Latino sein“

Macht, was er will: der puertorikanische Sänger Bad Bunny Macht, was er will: der puertorikanische Sänger Bad Bunny
Macht, was er will: Sänger Bad Bunny
Quelle: Emma McIntyre/Getty Images for The Recording Academy
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Die Erfolgsgeschichte von Latin-Pop-Sänger Bad Bunny ist auch die der spanischen Sprache. Spanische Lieder machen einen wachsenden Anteil der Charts aus, auch durch Künstler wie Rosalía und Daddy Yankee. Warum das immer öfter zu Streitereien führt.

Der puertorikanische Sänger Bad Bunny ist derzeit der größte Popstar der Welt. 2022 war er das dritte Jahr in Folge der meist-gestreamte Künstler auf Spotify. Damit hat er Rap-Superstar Drake vom Thron gestoßen. In den US-Billboard-Charts schaffte es mit seinem „El Último Tour Del Mundo“ zum ersten Mal ein rein spanisch-sprachiges Album auf Platz 1. Sein neuestes Album „Un Verano Sin Ti“ schaffte es dann zum zweiten Mal. Nun feiert auch das amerikanische „Time“-Magazin mit Bad Bunny sein erstes spanischsprachiges Cover. Der Erfolg Bad Bunnys, aber auch Künstler wie Rosalía und Daddy Yankee machen Englisch als Welt-Pop-Sprache Konkurrenz.

„El Mundo de Bad Bunny” steht auf dem Cover zusammen mit einem Zitat aus einem Interview mit ihm: „No voy a hacer otra cosa para que a ti te guste“. Auf Deutsch: „Ich werde nichts anders machen, nur damit ich dir gefalle“. Das scheint eine Art Lebensmotto für Bad Bunny zu sein, der danach auch die Initialen seines Albums „YHLQMDLG“ auswählte. Das steht für „Yo hago lo que me da la gana“ (zu Deutsch. „Ich mache, was ich will“). Er selbst spricht kein Englisch, lernt es aber gerade, wie er im Interview mit „Time“ erzählt.

Die starke Präsenz von spanischsprachigen Liedern auf dem Pop-Markt ist gerade in den USA auch ein politisches Thema. Nach einer Statistik von 2021 sprechen dort 13 Prozent der Bevölkerung Spanisch zuhause. Zudem lebt in den USA nach Mexiko die zweitgrößte Gruppe an Spanischsprechern weltweit. Einer Hochrechnung im Forbes-Magazin zufolge wird im Jahr 2050 jeder dritte US-Amerikaner auch Spanisch sprechen. Auch deshalb gab es einen Wirbel um den Auftritt von Bad Bunny bei den Grammy Awards diesen Februar. Als er zu singen begann, war in den Untertiteln der Fernsehübertragung „Speaking Non-English“ zu lesen (Spricht Nicht-Englisch).

„Die Welt von Bad Bunny“: „Time“-Cover im April 2023
„Die Welt von Bad Bunny“: „Time“-Cover im April 2023
Quelle: Screenshot Welt/Foto Elliot & Erick Jiménez for TIME

Dass die Sprache nicht als Spanisch erkannt wurde, sorgte bei Fans und Kollegen wie 50 Cent für Unmut. Die Grammys, die jährlich Musiker mit Preisen in Los Angeles auszeichnen, fügten die Übersetzung der Untertitel dann nachträglich ein. Der Künstler selbst kommentierte den Vorfall im Interview als porqueria (Scheiße). Und sagte etwas kryptisch: „Das System funktioniert nicht.“

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Ob er damit das Übersetzungssystem meint, oder politisch sein wollte, ist nicht ganz klar. Der Ärger seiner Fans über die – allem Anschein nach automatisch generierte Untertitelung – weist auf die politische Aufladung spanischsprachigen Pops hin. Was in den USA durch die Grenze zu Mexiko und den großen Teil spanischsprechender Immigranten ohnehin ein wichtiges politisches Thema ist, wird im Fall von Bad Bunny noch dadurch verstärkt, dass er aus Puerto Rico stammt. Die karibische Insel gehört zu den sogenannten „Außengebieten“ der USA, ist aber kein vollwertiger Staat. Trotzdem sind die Bewohner offiziell US-Bürger, dürfen aber nicht an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen.

Die Spannung zwischen Puertorikanern und US-Amerikanern diente bereits dem Broadway-Musical „West Side Story“ von 1957 als Vorlage, in dem sich Gangs beider Seiten bekriegen. Hier singen natürlich noch alle auf Englisch. Nun dreht sich der Wind, und Künstler wie Ed Sheeran und Justin Bieber nehmen Lieder auf Spanisch auf. Wenn Bad Bunny seine Musik macht, eine Mischung aus Reggaeton, Pop, Rap und Hip-Hop, denkt er an seine Heimat: „Wenn ich schreibe und Musik mache, ist mein Geist immer in Puerto Rico.“ Auch das Lied, mit dem er die Grammys eröffnete und das für Ärger sorgte, ist eine Liebeserklärung an Puerto Rico. In „El Apagón“ singt er unter anderem: „Jetzt will jeder Latino sein… aber ihnen fehlt Würze, Schlagzeug und Reggaeton.“

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Die Zeile wurde als spalterisch kritisiert. Bad Bunny selbst sagt dazu, dass er den Song aus dem Moment heraus geschrieben habe und in diesem Moment sei er eben wütend gewesen. Auf Künstler, die auf einmal ihre lateinamerikanischen Wurzeln erwähnen, was sie vorher nie getan hätten. „Cabrona (Arschloch), du machst seit 20 Jahren Musik und auf einmal fällt dir ein, dass du auf Spanisch singen möchtest?“

In den letzten Jahren gab es immer häufiger Popstars, die plötzlich auf Spanisch sangen oder Lieder mit Reggaeton-Stars aufnahmen. So zum Beispiel Ed Sheeran, der mit J Balvin das Lied „Sigue“ aufgenommen hat. Auch Justin Bieber singt in „Despacito“ von Luis Fonsi und Daddy Yankee auf Spanisch.

Inzwischen aber habe sich seine Wut verzogen, sagt Bad Bunny gewohnt lässig: „Unsere Kultur und Musik ist weit verbreitet. Sie hat Auswirkungen auf Menschen in anderen Ländern. Sie wollen sie ausprobieren und fühlen. Warum sollte ich mich also daran stören?“ Die Frage, ob es ihn nerve, ständig gefragt zu werden, wann er einen Song auf Englisch rausbringt, verneint er: „Warum fragt eigentlich niemand Drake, wann der endlich einen Song auf Spanisch macht?“

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