Kunstakademie Düsseldorf:Pflaster aufs Chaos

Kunstakademie Düsseldorf: Sir Tony Cragg bei der Eröffnung seiner Ausstellung 2020 in der Agneskirche, Köln.

Sir Tony Cragg bei der Eröffnung seiner Ausstellung 2020 in der Agneskirche, Köln.

(Foto: Christoph Hardt/Imago/Future Image)

Der Rektorenposten der Kunstakademie ist vakant. Jetzt soll der frühere Rektor und Turner-Preisträger Tony Cragg kommissarisch einspringen.

Von Alexander Menden

Der ehemalige Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, Sir Tony Cragg, soll für einige Wochen kommissarisch die Leitung des Hauses übernehmen. Dies geht aus einem internen Schreiben der Akademie an das Kollegium und den Allgemeinen Studierenden-Ausschuss hervor. Der bisherige geschäftsführende Rektor, Kunsthistoriker Johannes Myssok, hatte Anfang März in einem Brief an Kulturministerin Ina Brandes (CDU) seinen Rücktritt erklärt. Da dieser nicht wirksam werden kann, bevor ein Nachfolger feststeht, hat Brandes anscheinend Cragg gebeten, übergangsweise einzuspringen. Offiziell bestätigen wollte das Ministerium die Einsetzung des 73-Jährigen auf Anfrage der SZ allerdings noch nicht.

Der international renommierte Bildhauer war bereits von 2009 bis 2013 Rektor in Düsseldorf. 2015 wurde er Ehrenmitglied der Kunstakademie. In Liverpool geboren, lebt und arbeitet er seit den Siebzigerjahren in Wuppertal, wo er den Skulpturenpark Waldfrieden betreibt. Tony Cragg gewann 1988 den Turner-Preis, erhielt 2012 das Bundesverdienstkreuz und wurde 2018 von Königin Elizabeth II. geadelt. Mit seinen Schichtskulpturen ist er im öffentlichen Raum Nordrhein-Westfalens omnipräsent.

Ursprünglich hatte Johannes Myssok vorgehabt, bei der anstehenden Neuwahl für den Rektorenposten zu kandidieren. Er wäre der einzige Gegenkandidat der Architektin Donatella Fioretti gewesen. Die Italienerin hatte bereits im vergangenen Dezember mit knapper Mehrheit die Wahl gegen Myssok gewonnen. Das nordrhein-westfälische Kultur- und Wissenschaftsministerium bestätigte jedoch wegen Verfahrensmängeln die Wahl Fiorettis nicht. In der Folge kam es zu Protesten der Studierenden; 45 Professorinnen und Professoren der Kunstakademie, die in diesem Jahr ihr 250-jähriges Bestehen begeht, erklärten sich in einer gemeinsamen Erklärung solidarisch mit Fioretti.

Nach der Beseitigung der formalen Fehler soll am 24. April bei einer öffentlichen Sitzung des Senats der Kunstakademie ein weiterer Anlauf zur Rektorenwahl erfolgen. Derzeit ist Fioretti die einzige Kandidatin. Ein gegen sie von der Akademie eingeleitetes Disziplinarverfahren wegen der vermeintlich nicht erfolgten Erklärung und Genehmigung von Nebentätigkeiten ist dem Vernehmen nach vom Tisch. Ihrer Kandidatur stünde somit auch in dieser Hinsicht formal nichts im Wege.

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