Antisemitismusforscher Peter Pulzer ist tot:Gegen den Strom

Antisemitismusforscher Peter Pulzer ist tot: Der britische Historiker und Politikwissenschafter Peter G. J. Pulzer (1929-2023).

Der britische Historiker und Politikwissenschafter Peter G. J. Pulzer (1929-2023).

(Foto: GEORG HOCHMUTH/picture alliance)

Zum Tod von Peter G. J. Pulzer, dem wegweisenden Antisemitismusforscher und ehemaligen Vorsitzenden des Leo-Baeck-Instituts in London.

Gastbeitrag von Raphael Gross

Als die auf die Erforschung von Antisemitismus und Holocaust spezialisierte Wiener Library in London das Angebot erhielt, die Tantiemen der englischsprachigen Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" als Spende eines international tätigen Verlages entgegenzunehmen, entbrannte eine heftige Diskussion. Mehrheitlich waren die Mitglieder des Vorstandes dagegen, diese Spende anzunehmen. Dezidiert eine andere Meinung vertrat Peter G. J. Pulzer, Autor der klassischen Studie über "Die Entstehung des politischen Antisemitismus in Deutschland und Österreich 1867 - 1914": Warum, so fragte er, sollte die ständig unter Geldmangel leidende Wiener Library das Geld nicht nehmen? Und er fügte hinzu: Was hätte Adolf Hitler denn mehr ärgern können, als dass ausgerechnet eine jüdische Forschungseinrichtung, die sich der Bekämpfung von Antisemitismus verschrieben hatte, von seinem Buch leben würde? Peter Pulzer, der als Professor of Government and Public Administration am renommierten All Souls College in Oxford einen der bedeutendsten englischen Lehrstühle innehatte und er, der im Februar 1939 Hitler nur ganz knapp mit seiner Familie von Wien aus entronnen war, fand zudem: Das Buch sei wirklich nicht besonders überzeugend. Und es stünden wirklich ausreichend schlagende Argumente zur Verfügung, es jederzeit zu widerlegen. Das müsse leider reichen.

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