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Medien Thunberg bei „Anne Will“

„Deutschland ist historisch gesehen einer der größten Umweltverschmutzer weltweit“

Greta Thunberg wurde bei „Anne Will“ in einem Außendreh nahe Lützerath interviewt Greta Thunberg wurde bei „Anne Will“ in einem Außendreh nahe Lützerath interviewt
Greta Thunberg wurde bei „Anne Will“ in einem Außendreh nahe Lützerath interviewt
Quelle: NDR/Wolfgang Borrs
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Auch bei „Anne Will“ ist der Streit um Lützerath Thema. Stargast des Abends war Klimaaktivistin Greta Thunberg, die gegenüber der Gastgeberin und den „heuchlerischen“ Grünen unbarmherzig argumentierte – und sich von ihrer Aussage zur Atomkraft vor einigen Monaten distanzierte.

Grünes Powerplay am Sonntagabend bei „Anne Will“: In einer Sendung, die sich den Protesten rund um die Räumung des Dorfes Lützeraths widmete, begrüßte die ARD-Moderatorin gleich drei mehr oder weniger erklärte Klimaaktivistinnen: Ricarda Lang, Parteichefin von Bündnis 90/Die Grünen, Luisa Neubauer, ebenfalls Parteimitglied der Grünen und aktiv bei „Fridays for Future“ und, als heimlicher Stargast, Schwedens Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Die 20-Jährige, die seit dem vergangenen Freitag auch immer wieder am Rande der Proteste in der rheinischen Braunkohleregion auftauchte, bekam von der Gastgeberin dabei eine Sonderbehandlung: Will, 56, hatte die Schwedin nämlich schon vorab in einem eigens produzierten Video unter freiem Himmel interviewt. Während im Hintergrund Hühner gackerten und Schweine grunzten (man traf sich offenbar auf einem Bauernhof), trat die ARD-Moderatorin im geländetauglichen grünen Parka auf, sodass sie optisch perfekt mit Thunbergs Demo-Look (braune Wollmütze, dunkler Anorak) harmonierte.

Zu sehen war das (auf Englisch geführte) Gespräch dann auch in der abendlichen ARD-Talkshow, in der neben den besagten Klimaaktivisten auch noch Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU), Klimaforscher Mojib Latif und Wirtschaftsexperte Michael Hüther geladen waren.

Beim Verweis auf den Kompromisscharakter winkt Thunberg ab

Ob es denn nicht gut sei, dass einigen anderen NRW-Dörfern durch den Kohle-Kompromiss die Abbaggerung erspart geblieben sei, wollte die ARD-Talkerin zunächst von ihrer Gesprächspartnerin wissen. „Von meiner Außenperspektive scheint es seltsam, dass wir ein Dorf opfern, um die anderen zu retten. Das hat für mich keinen Sinn“, führte Thunberg daraufhin aus. „Keinen Sinn?“, fragte die Journalistin und erläuterte Thunberg, dass es sich dabei eben um „einen Kompromiss“ handele.

Greta Thunberg in Lützerath
Greta Thunberg in Lützerath
Quelle: Getty Images

Thunberg wich der Argumentation aber aus. Sie verwies stattdessen auf den CO₂-Ausstoß, den die Abbaggerung und spätere Verfeuerung der Braunkohle nach sich ziehen würde. „Es geht hier nicht um dieses Dorf“, sagte sie weiter, sondern darum, was „auf der ganzen Welt“ passiere. „Deutschland ist historisch gesehen einer der größten Umweltverschmutzer weltweit“, behauptete Thunberg dann. Was in Deutschland geschehe, bleibe nicht in Deutschland, führte sie weiter aus.

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Will nahm daraufhin einen neuen Anlauf. Sie verwies erneut auf den Kompromisscharakter der Entscheidung, Lützerath abzubaggern, fünf andere Dörfer stehenzulassen und somit auch die Braunkohle, die unter diesen Dörfern liegt, im Boden zu lassen. Dazu komme der acht Jahre vorgezogenen Ausstieg des Landes Nordrhein-Westfalens aus der Verstromung von Braunkohle, eine Forderung, die auch Thunbergs Organisation „Fridays for Future“ doch, so Will, „immer gewollt“ habe. Ein Lob von der strengen Klimaaktivistin jedoch ließ weiterhin auf sich warten.

Luisa Neubauer (links) war ebenfalls bei "Anne Will" zu Gast
Luisa Neubauer (links) war ebenfalls bei "Anne Will" zu Gast
Quelle: NDR/Wolfgang Borrs

„Als Aktivistin ist es nicht meine Rolle, Kompromissen zwischen Regierungen und sehr zerstörerischen Unternehmen zuzusehen“, entgegnete Thunberg kühl. Ihre Rolle sei es vielmehr, „zu sehen, was passiert“, zu sehen, was „falsch“ sei und auf Wandel zu drängen. Wir können einfach nicht akzeptieren, dass RWE, ein fossiler Energiekonzern, „Deals“ mit der Regierung machen darf und dadurch die Leben „von unzähligen Menschen gefährdet“, führte die 20-Jährige dann weiter aus und offenbarte dabei ein durchaus fragwürdiges Politik- und Wirtschaftsverständnis. „Haben sich die Grünen von RWE austricksen lassen?“, fragte Anne Will dann.

Klare Kritik an der grünen Partei

Sie wisse nicht, wie die Diskussionen verlaufen seien, antwortete Thunberg, aber es sei „sehr heuchlerisch“, was gerade passiere. Anschließend schwieg sie vielsagend. „Warum?“, hakte die Gastgeberin mit hochgezogener Augenbraue nach. Thunberg wurde dann deutlicher und kritisierte konkret grüne Parteipolitiker.

Erst an Demos für Lützerath teilzunehmen und das Dorf dann „zu opfern“, sei nicht in Ordnung. Damit spielte die Schwedin offenbar direkt auf einige Parteimitglieder an, die erst für den Kompromiss gestimmt und dann vor Ort doch wieder dagegen demonstrierten. Auch WELT hatte darüber berichtet.

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Will kam dann noch auf Minister Robert Habeck zu sprechen, der sich mit den Worten verteidigt hatte, Lützerath sei das „letzte Dorf“, das für die Braunkohle werde weichen müssen und insofern ein „falsches Symbol“ für die (aufgeheizte) Klimadebatte. Die Entscheidung der Grünen markiere eben kein „Weiter so“, sondern einen Endpunkt der Entwicklung. Auch das ließ Thunberg nicht gelten. „Wie kann es (Lützerath) ein Symbol für das Ende sein, wenn sie planen, weiterzumachen, damit fortzufahren?“, argumentierte sie.

Die komplette Runde bei "Anne Will" am 15. Januar
Die komplette Runde bei "Anne Will" am 15. Januar
Quelle: NDR/Wolfgang Borrs

Ob sie, Thunberg, Robert Habeck nicht glaube, das Beste für den Klimaschutz zu wollen, spitzte Anne Will daraufhin zu. Thunberg antwortete vorsichtig, wollte sich nicht direkt äußern. Stattdessen verwies sie dann auf „die Wissenschaft“, die Macht der Politik versus den Einfluss von Einzelpersonen, und den, Zitat, „echten Klimaschutz“, der vonnöten wäre. Ob denn die ganze Bundesregierung auf dem falschen Weg wäre, bohrte Will weiter. „Für mich ja“, antwortete Thunberg lächelnd.

Seit Jahren habe es Warnungen gegeben, auch von Menschen an den „Frontlinien der Klimakatastrophe“, auch „die Wissenschaft“ habe wiederholt darauf hingewiesen, dass wir „schnell die Richtung“ ändern müssten. „Wir“ müssten ein paar Schritte zurücktreten und darüber nachdenken, was „das Beste“ für den Planeten sei, so ihr Fazit.

Beim Thema Atom distanziert sich Thunberg von sich selbst

Will sprach im Verlauf des Gesprächs wiederholt auch über die aktuelle Energie-Versorgungskrise in Deutschland, die, so die Moderatorin, durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und das Liefer-Aus von russischem Erdgas bedingt sei – und auch auf die Absage insbesondere der Grünen bezüglich der Atomenergie. Eine berechtigte Frage, hatte doch Thunberg selbst zuvor in Interviews Kritik an der Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke geübt, weil diese den deutschen CO₂-Ausstoß geringer gehalten hätten.

Doch bei „Anne Will“ wollte die Schwedin diese Einschätzung nicht wiederholen, ja, sie reagierte sogar leicht gereizt auf die Anspielung. Was auch immer sie, Thunberg sage, werde „unterschiedlich interpretiert“. Mehr noch, Aussagen von Aktivisten würden sogar oft „aus dem Kontext gerissen“, um von der großen Gesamtproblematik „abzulenken“, so die 20-Jährige. Nun aber gehe es doch um Lützerath, und auch, so Thunbergs leidenschaftliches Schlussplädoyer, um die „unzähligen Menschen“ auf der Erde, die wegen der Klimakatastrophe „sterben oder vertrieben“ werden würden.

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