Nachruf:Der Wiederentdecker

Nachruf: Einer der markantesten Stilisten seiner Generation: Ulrich Weinzierl 2015 bei einer Lesung in München.

Einer der markantesten Stilisten seiner Generation: Ulrich Weinzierl 2015 bei einer Lesung in München.

(Foto: Isolde Ohlbaum/laif)

Spezialist für Alfred Polgar und Zeithistoriker in der Tradition des Privatgelehrtentums: Zum Tod von Ulrich Weinzierl.

Von Lothar Müller

Seinen Vornamen, aber sonst nicht viel teilte Ulrich Weinzierl mit dem Helden von Robert Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften". Allerdings hatte er ein Faible für Parallelaktionen und absolvierte seine Lehrjahre rasch, um sie ins Werk zu setzen. 1954 in Wien geboren, reichte er schon 1977 nach einem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte seine Dissertation über den Feuilletonisten Alfred Polgar bei seinem Doktorvater Wendelin Schmidt-Dengler ein, dem Wiener Germanisten mit den engsten Beziehungen zum Feuilleton. Daraus wurde rasch die Biografie "Er war Zeuge" (1978), sie schilderte über Polgar hinaus ein ganzes Feld der österreichischen Literatur zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ausflüge in das Berlin der Zwanzigerjahre und in die Welt des amerikanischen Exils einbegriffen. Zeitschriften und Zeitungen, nicht Bücher spielten die Hauptrolle, die kleine Form, das Feuilleton, erwies sich als Resonanzkörper der Aufbrüche und Katastrophen.

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