Philosoph Jonathan Lear über die Kraft des Trauerns:Das Licht am Ende der Geschichte

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Jonathan Lear, geboren 1948, lehrt Philosophy und Politisches Denken an der University of Chicago. (Foto: Erielle Bakkum)

Welche Perspektive bleibt in einer Zeit der Zukunftsangst? Der amerikanische Philosoph und Psychoanalytiker Jonathan Lear beschwört die Kraft des Trauerns.

Von Niklas Elsenbruch

Es beginnt mit einem Witz. Nach einer Vorlesung über den Klimawandel, die Jonathan Lear besucht, steht eine junge Akademikerin auf und erklärt: "Lasst mich euch etwas sagen: Man wird uns nicht vermissen!" Das Publikum lacht. Doch was ist lustig an der Vorstellung, dass die Menschheit nicht nur ihr eigenes Ende herbeiführt, sondern keine andere überlebende Art ihr eine Träne nachweint? Natürlich, der Witz ist, dass mit dem Aussterben der Menschen auch die ihnen eigene Fähigkeit des Vermissens vom Erdboden verschwände, das Trauern. Aufgrund ihres zerstörerischen Treibens haben die Menschen es nicht nur nicht verdient, betrauert zu werden - es wäre auch schlicht niemand mehr da, der dies tun könnte. Ist das aber ein Grund zu lachen?

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