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British Museum: Direktor Hartwig Fischer tritt ab

26. August 2023

Über Jahre sollen bis zu tausend Exponate aus dem renommierten Haus gestohlen worden sein. Direktor Hartwig Fischer übernimmt nun Verantwortung für "das Versagen".

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Ein bärtiger Mann im Anzug steht lächelnd in einem Museumsbau
Hartwig Fischer tritt von seinem Posten als Direktor des British Museum zurückBild: Benedict Johnson/British Museum/dpa/picture alliance

Wie das British Museum am Freitag mitteilte, tritt sein Direktor Hartwig Fischer angesichts der kürzlich an die Öffentlichkeit gekommenen Diebstahlserie in dem kulturhistorischen Haus mit sofortiger Wirkung ab. Eigentlich wollte der deutsche Kulturmanager erst im kommenden Jahr seinen Posten abgeben – "nach acht erfolgreichen Jahren an der Spitze des Hauses", wie es in einer Mitteilung Ende Juli geheißen hatte. Fischer werde die Leitung abgeben, sobald eine Übergangslösung gefunden sei. Kurze Zeit später gab das Museum bekannt, dass auch Vize-Direktor Jonathan Williams seine Aufgaben mit sofortiger Wirkung freiwillig ruhen lasse, für die Dauer einer unabhängigen Untersuchung.

Hartwig wurde eine Diebstahlserie zum Verhängnis, die in der vergangenen Woche an die Öffentlichkeit gekommen war. Laut British Museum waren mehrere Objekte gestohlen oder beschädigt worden, darunter Goldschmuck, Juwelen aus Halbedelsteinen sowie Glaskunst. Die Gegenstände stammen den Angaben nach teilweise aus dem 15. Jahrhundert vor Christus bis zum 19. Jahrhundert nach Christus. Im Verdacht steht ein früherer Mitarbeiter, der im Zusammenhang mit den Vorfällen entlassen wurde und gegen den rechtliche Schritte eingeleitet wurden.

Etwa 2000 Objekte gestohlen

Wie die Polizei mitteilte, wurde ein Mann im Zusammenhang mit den Vorfällen verhört. Zu einer Festnahme kam es zunächst aber nicht. Beinahe täglich kamen neue Details ans Licht. Dem Kuratoriumsvorsitzenden George Osborne zufolge sollen etwa 2000 Objekte über einen Zeitraum von mehreren Jahren gestohlen worden sein. Schon im Jahr 2021 soll es Hinweise gegeben haben – unter anderem wurden Objekte aus dem Museum auf einer Online-Auktionsplattform zum Verkauf angeboten.

Ein Mann geht an einer Vitrine mit antikem Goldschmuck vorbei
Die Sicherheitsvorkehrungen des British Museum stehen seit den Diebstählen auf dem PrüfstandBild: Getty Images

Die Hinweise seien jedoch nicht ernst genommen worden. Fischer gab sich zunächst trotzig und schien die Schuld abschieben zu wollen. Es sei "frustrierend", dass der Hinweisgeber im Jahr 2021 nicht mehr Informationen übermittelt habe. "Es wurden nur Bedenken hinsichtlich einer kleinen Anzahl von Gegenständen geäußert, und unsere Untersuchung kam zu dem Schluss, dass alle diese Gegenstände vorhanden waren", betonte der Deutsche. Nun äußerte Hartwig Bedauern über diese Mitteilung und zog sie zurück.

"Verantwortung liegt beim Direktor"

In seiner Stellungnahme am Freitag teilte er mit, er habe in den letzten Tagen im Detail die Ereignisse rund um die Diebstähle am British Museum und deren Untersuchung geprüft. Es sei offensichtlich, dass das Museum auf die Warnungen im Jahr 2021 und auf das Problem, das nun vollständig zu Tage getreten sei, nicht so umfassend reagiert habe wie es nötig gewesen wäre. "Die Verantwortung für dieses Versagen muss letztlich beim Direktor liegen", sagte Fischer laut Mitteilung.

Das British Museum in London gehört zu den wichtigsten Museen der Welt. Es beherbergt einige der bedeutendsten Kulturschätze der Menschheit. Dazu gehören ein erheblicher Teil der Parthenon-Skulpturen, der Stein von Rosetta und ägyptische Mumien. Das Museum befinde sich in einer äußerst ernsten Situation, wurde Fischer zitiert. "Ich glaube aufrichtig, dass es diesen Moment überstehen und daraus stärker hervorgehen wird. Aber leider bin ich zu dem Schluss gekommen, dass meine Anwesenheit nicht hilfreich ist." Und dies sei "das Letzte", was er wolle, so Fischer. 

"Ehrenhaftes Verhalten" Fischers

Der Aufsichtsratschef des Museums, George Osborne, sagte in der Mitteilung, das Gremium habe Fischers Rücktritt angenommen. Er habe sich ehrenhaft verhalten, indem er sich mit den begangenen Fehlern auseinandergesetzt habe. "Niemand hat jemals an Hartwigs Integrität, seinem Engagement für den Beruf oder seiner Liebe für das Museum gezweifelt."

Fischer hatte vor seinem Posten in London bedeutende deutsche Museen geleitet. Er war von 2006 an Direktor des Museums Folkwang in Essen. Im Jahr 2012 wurde er Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dann wurde er nach London berufen. Ende Juli gab er bekannt, den Posten im Jahr 2024 abgeben zu wollen und teilte mit, in einer neuen Rolle künftig "über den institutionellen Rahmen eines einzelnen Museums hinausgehen" zu wollen.

Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom Morgen des 26.08.

pj/ack (dpa)